Es gibt kaum einen großen Promi-Event bei dem er nicht ist, um darüber zu schreiben. Immer gut gelaunt, kompetent und vorbereitet. Der Journalist Thomas Kielhorn ist schon lange im Geschäft. Im Gespräch mit PRleben erzählt er über absurde Machenschaften von TV-Sendern, kuriosen Interviewfreigaben und er verrät, wieso Journalisten heute eigentlich Allrounder sein müssen.

Thomas Kielhorn, Journalist
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich habe vor über 22 Jahren angefangen, mich für Stars und ihre Geschichten zu interessieren. In dieser Zeit habe ich in schöner Regelmäßigkeit meinen Job gewechselt und habe u.a. für BRAVO, InTouch und die BILD am Sonntag gearbeitet. Aktuell bin ich als Promi-Reporter beim DuMont-Verlag angestellt und schreibe vor allem für den Kölner EXPRESS, den Berliner KURIER und die Hamburger MORGENPOST.
Was ist deine Meinung zu Interviewfreigaben? Welches Erlebnis ist dir diesbezüglich am meisten im Gedächtnis geblieben?
Grundsätzlich habe ich keine Probleme damit, wenn es um rein inhaltliche Dinge geht. Ich muss beim Transkribieren natürlich oft extrem kürzen. Da ist es nur fair, wenn man seinem Interviewpartner den gekürzten Text noch mal zukommen lässt. Umso schöner ist es, wenn TV-Dinos wie Thomas Gottschalk oder Hella von Sinnen die Interviews ohne Beanstandungen absegnen. Meist sind es eher die Casting-Sternchen bzw. deren Managements, die teilweise sogar meine Fragen umschreiben wollen. Da entscheidet man dann aber von Fall zu Fall, ob das Interview überhaupt erscheint oder man auf eine Veröffentlichung verzichtet.
Wie kommst du in deinem Beruf am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…
Mittlerweile ist es natürlich ein Mix aus allem. Gott sei Dank bin ich in der glücklichen Lage, dass ich mir die Themen, über die ich schreiben möchte, mehr oder weniger aussuchen kann. Gerade in der Vorweihnachtszeit muss ich viele schöne Themen absagen, weil ich einfach mit dem Schreiben nicht mehr hinterherkomme.
Bist du als Print-Redakteur auch für die Onlineberichterstattung eures Mediums zuständig? Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Print und Online aus? Wie hat sich dein Job in den letzten Jahren diesbezüglich verändert?
Seit Anfang des Jahres gibt es regelmäßig Tage, an denen ich mich im sogenannten Newsroom vornehmlich um die Online-Berichterstattung kümmere. Aber der Trend geht mehr und mehr dahin, dass man als Reporter sowohl für die Print-Artikel als auch die Online-Ausspielung zuständig ist. Hinzu kommen aber auch Dinge wie: Postings, Videos und Facebook-Live-Übertragungen. Langweilig wird einem definitiv nicht. (lacht)
Du bekommst regelmäßig Angebote von PR-Menschen. Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Wenn ein PR-Mensch sagt, er kümmert sich um meine Anfrage erwarte ich, dass er sich von sich aus wieder meldet, wenn er eine Antwort erhalten hat.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Nervig wird es immer, wenn man mitbekommt, dass ein PR-Mensch pokert, d.h. dass er noch auf die Zusage von einem anderen (vielleicht größeren) Medium wartet. Ein klassisches Beispiel: Mir wird eine exklusive Info gegeben, aber in letzter Minute werde ich dann gebeten, damit doch noch einen Tag zu warten. Und dann findet sich besagte Info im Konkurrenzblatt…
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die dich begeistert hat?
Um ehrlich zu sein, sind die richtig guten leider alle schon ein bisschen her. Als DIESEL-Gründer Renzo Rossi vor einigen Jahren sein Parfum „Fuel“ launchte, lud er die Journalisten nach Paris in ein stillgelegtes Straßenbahndepot. Die gesamte Location war in einen Zirkus mit zahlreichen Akrobaten im Stil der Zwanziger Jahre verwandelt worden. Die Interviews fanden in einem Zugwaggon statt.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?
Ich habe ja sehr viel mit TV-Sendern zu tun und da muss ich sagen, dass die Zusammenarbeit mit der RTL-Sendergruppe hervorragend klappt, während die ProSieben-Sat.1-Gruppe immer absurdere Züge annimmt. Ich bin ja nachweislich kein PR-Journalist, sondern schreibe auch mal einen kritischen Artikel über eine völlig missglückte Spiel-Show oder über das Ende einer erfolgreichen TV-Serie. Während man bei RTL oder Vox meine Arbeit professionell sieht, wird es bei ProSieben gleich persönlich. Das ging in der Vergangenheit so weit, dass man Schauspielern davon abriet, Interviews mit mir zu machen.
Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Zum derzeitigen Zeitpunkt kann ich mir nicht vorstellen, in die PR zu wechseln. Dazu ist mein Job einfach noch viel zu abwechslungsreich. Montags bin ich bei Dreharbeiten einer erfolgreichen TV-Serie, dienstags interviewe ich eine vielversprechende Nachwuchsband aus München und treffe mich mittwochs dann mit einer Bestsellerautorin im Zug. Ich glaube, ich hätte wirklich Probleme damit, wenn ich mich den ganzen Tag nur mit einem Produkt/einer Firma auseinandersetzen müsste. (grinst)
Ein Gedanke zu „ACHTUNG! Casting-Stars zicken bei Interviewfreigaben“