Musik und Kultur – das sind die Themen, mit denen sich der Journalist Matthias Wagner in seinem Job beim Bunkverlag in Hamburg hauptsächlich beschäftigt. Welche skurrilen Erlebnisse er schon mit PR-Menschen hatte und warum er lieber Journalist bleibt, als in die PR zu wechseln, erzählt er im Gespräch mit PRleben.

Matthias Wagner, Journalist
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich leite das Musikressort der Zeitschrift kulturnews beim Hamburger bunkverlag. Nach dem Politikstudium in Marburg habe ich dort als freier Rezensent Kino- und Plattenkritiken verfasst, dann ein Volontariat absolviert – und der Rest ist Geschichte. Eine inzwischen sehr lange Geschichte.
Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…
Die Storys im Heft folgen der Logik und dem Timing von Plattenveröffentlichungen und Tourneen – und darüber informieren mich die Labels und Promoagenturen. Darüberhinaus tummle ich mich natürlich in den sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook, Blogs), bei Konzerten, Showcases, Plattenpräsentationen, Preisverleihungen etc.
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ein guter PR-Mensch weiß (wie ich auch), dass wir in einer symbiotischen Beziehung leben. Und er kennt den Kommunikationsstress, den der Redaktionsjob in einer personell ausblutenden Medienbranche mit sich bringt. Deshalb dosiert er die Kontaktfrequenz gut, ruft nur an, wenn es wichtig ist, und fragt nicht sechsmal nach, ob auch eine Rezension reinkommt, obwohl der Redaktionsschluss offensichtlich erst noch bevorsteht und ich es selbst noch nicht genau weiß. Anfragen arbeitet er zügig ab. Ich tue das meinerseits natürlich auch. 😉
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Eine Promoterin hat mal trotz meiner anfänglichen Proteste (der übliche Zeitmangel …) darauf bestanden, mit der Debüt-CD einer jungen Nachwuchskünstlerin persönlich vorbeizukommen und sie mir vorzuspielen, statt sie wie üblich per Post zu schicken. Dadurch hatte sie in der Tat meine volle Aufmerksamkeit. Ich war von der Platte beeindruckt, habe die Künstlerin daraufhin als erster Journalist überhaupt interviewt und somit dabei geholfen, eine bis dato große Karriere anzuschieben.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Mir hat eine Promoterin mal unverblümt gesagt, sie würde den Produktmanagern ihrer Plattenfirma empfehlen, künftig keine Werbung mehr bei uns zu schalten. Grund: Ich hatte ihre Forderung kritisiert, ein Interview mit einem Künstler autorisieren zu lassen. Das war der Tiefpunkt, weil sie damit die oben erwähnte symbiotische Beziehung aufgekündigt hat.
Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?
Am liebsten sind mir die, die auf die Medien, für die ich arbeite, zugeschnitten sind. Dafür muss ein PR-Mensch sie und ihre Zielgruppen natürlich kennen – und vor der Kontaktaufnahme wissen, dass Muse zu unserem Spektrum gehört, aber Helene Fischer eher nicht.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?
Mich erstaunt, wie Apple viele Journalisten zu hechelnden Hündchen degradiert, ohne überhaupt so etwas wie Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Aber ich bin noch nicht dahintergekommen, wie genau die Firma das anstellt. (*getippt auf einem Apple MacBook Pro*)
Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Nein, eher nicht. Ich möchte weiterhin die Freiheit haben, Kunst- und Kulturprodukte fundiert kritisieren oder loben zu können.
Vielen Dank, Matthias
2 Gedanken zu „Warum “Kulturnews” nicht über Helene Fischer berichtet“