„Redakteure werden mit Standard-Mails zugebombt“

Wie es ausgerechnet ein Müllentsorger schafft, gute PR zu machen, welche Kampagnen ihn sonst beeindrucken und was er gegen Penetranz hat, darüber spricht der Journalist Dennis Agyemang mit PRleben.

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Dennis Agyemang, Journalist

Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?

Ich bin Radiomoderator und Redakteur und arbeite auf freier Basis für mehrere unterschiedliche Medien. Thementechnisch beschäftige ich mich vor allem mit Musik, Lifestyle, aber auch Politik und Gesellschaftlichem. Angefangen habe ich im Grundschulalter bei der lokalen Kinder- und Jugendseite der „Südwestpresse / Die Neckarquelle“. Weitere Stationen waren neben Kiss.Fm, Yourzz.FM auch DASDING und Klatsch-tratsch.de. Später arbeitete ich erst nebenbei, dann hauptberuflich als Redakteur und Wochenend-CvD bei Frank Elstners „Menschen der Woche“. Wechselte dann zurück nach Berlin zu Axel-Springers Jugendformat Zuio.Tv. Neben meinem Studium der Wirtschaftskommunikation schreibe und moderiere ich aktuell für mehrere nationale und internationale Medien.

Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?

Ich denke, wichtig sind vor allem Feingefühl und Selbstreflektion. Oft habe ich den Eindruck, dass man als Redakteur mit Standard-Mails zugebombt wird, bei denen es dem Absender egal ist, wer sie liest. Hauptsache es wird eine Mail verschickt. Manchmal wäre weniger vielleicht mehr. Eine flotte Schreibe, Feingefühl – was für den jeweiligen Ansprechpartner relevant ist – und um-die-Ecke-denken sind definitiv ein Plus.

Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…

Da ich als Freelancer mehrere unterschiedliche Zielgruppen bediene, gehe ich vermutlich mit doppelt offenen Augen durchs Leben. Häufig ist es aber auch so, dass mich Gespräche mit Freunden und Bekannten inspirieren und ich einfach merke, dass einige Befindlichkeiten oder Fragen nicht nur durch einzelne Köpfe gehen, sondern mehrere Menschen beschäftigen. Ansonsten die von dir aufgezählten Punkte.

Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?

Da gab es in letzter Zeit einige. Spontan fallen mir die Kampagnen von Lieferando und Sixt ein. Das waren selbstironische Kampagnen, die zum Schmunzeln angeregt haben. Gut gefallen hat mir auch die PR-Aktion zum Film „Straight outta Compton“, bei der Fans online Bilder hochladen und beim Titel ein Wort oder einen Ort ihrer Wahl für „Compton“ ersetzen konnten. Dabei kamen echt coole und lustige Bilder zustande, die natürlich viral gingen.

Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?

Penetranz. Mir ist bewusst, dass PR-Menschen etwas „verkaufen“ wollen, allerdings ist es nervig, wenn stundenlange Diskussionen auf ein „Nein“ zu einem Themenvorschlag folgen.

Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?

Pauschal lässt sich das schwer sagen. Ich bin aber ein Fan von Dingen, die außergewöhnlich sind und die man vor allen anderen hat. Positiv finde ich immer, wenn ich merke, dass der Andere sich darüber Gedanken gemacht hat, ob und wie das Thema eigentlich mit dem Medium zusammenpasst. So kann er den Themenvorschlag auch besser auf das jeweilige Medium zuschneiden. Ich mag Themenvorschläge, die auf den Punkt kommen und so formuliert sind, dass sie neugierig machen.

Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?

Insgesamt gibt es viele Unternehmen, die gute Arbeit leisten. Spontan fällt mir die BSR (Berliner Stadtreinigung) ein, die es schafft, das Thema „Müllentsorgung“ – das ja beim besten Willen nicht sexy ist – so zu gestalten, dass die Botschaften gut ankommen und zum Nachdenken anregen. Müll assoziiert man meist mit Dreck, fiesen Gerüchen und Schmeißfliegen, die BSR schafft es aber, hier mit Humor weg von diesem Bild zu gehen, aber dennoch wichtige Dinge wie beispielsweise die Mülltrennung anzusprechen. Das passiert mit Kreativität, frischer Ansprache und einem Augenzwinkern, ohne dabei anbiedernd oder wegduckend zu wirken.

Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?

Durch meinen Studiengang beschäftige ich mich recht viel mit PR und Ähnlichem, allerdings sehe ich mein Tun momentan eher im Journalismus. Ich kann mir aber vorstellen, irgendwann mal vielleicht in der Zukunft die Seiten zu wechseln aber nicht jetzt.

Vielen Dank für das Gespräch!

3 Gedanken zu „„Redakteure werden mit Standard-Mails zugebombt“

  1. alexhomburg sagt:

    Danke für das schöne Interview. Empathie für Journalisten, das “predigen” wir seit über 30 Jahren, zwar in einer ganz anderen Branche aber die Defizite sind wohl die gleichen. Es ist schön, Mitstreiter zu haben.

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