In ihren 13 Jahren als TV-Redakteurin hatte Melanie Pozo Alcocer schon viel Kontakt mit PR-Menschen. Ihre Highlights in der Zusammenarbeit und was sie sich für die Zukunft wünscht, darüber spricht sie im Interview.
Hier gibt es einiges zu lernen…
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Meinen Job würde ich als eine Mischung zwischen Web-TV Produzentin, Redakteurin und Coach beschreiben. Die letzten zweieinhalb Jahre habe ich damit verbracht, die TV-Redaktion von Promiflash aufzubauen und zu leiten. Eine meiner Hauptaufgaben war es, die Online-Redakteure zu TV-Redakteuren auszubilden. Das sind ganz elementar-unterschiedliche Arbeits- und Vorgehensweisen. Plötzlich mussten sich Redakteure, die sonst primär Artikel schreiben, mit folgenden Fragen beschäftigen: Wie funktioniert ein Dreh? Worauf muss ich achten, um ein wertvolles und inhaltsreiches Interview zu bekommen? Wie texte ich für’s TV?etc.
Das sind alles Dinge, mit denen ich mich selbst seit 2002 als TV-Redakteurin beschäftige. Eine lange Zeit, um sich wertvolle Tricks anzueignen, die ich nun an junge Kollegen weitergeben konnte. Im Grunde bin ich in diesen Teil des Jobs hineingewachsen, denn ich hatte davor keine wirklichen Führungserfahrungen. Plötzlich war ich für ein Team aus Kameramännern, Cuttern, Sprechern und Redakteuren verantwortlich. Ich vermute, dass es ein ganz natürlicher Prozess war, da ich lange Zeit als Freiberuflerin gearbeitet habe. Auch meine Leidenschaftsprojekte Serieasten.TV & Cineasten.TV -die ich 2008 ins Leben gerufen habe- werden dabei geholfen haben.
Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen?
Das ist oft abhängig von der Redaktion für die ich arbeite. Bei Promiflash war das eine Kombination aus persönlichen Kontakten (zu Prominenten, Managern, PR-Leuten, Tipp-Gebern), Social Media und Nachrichten im Netz. Für Boulevard-Magazine wie “Brisant” oder “Mittagsmagazin” war Zeitunglesen unabdingbar. Daraus resultierte oft ein Ansatzpunkt für eine eigene Recherche, um die Geschichte neu aufrollen zu können. Wenn man gut vernetzt ist, kommen allerdings viele Menschen auch mit Stories auf einen zu.
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ein guter PR-Mensch sollte viele Kontakte haben und gut vernetzt sein. Er hat den Finger am Puls der Zeit und versteht wie wichtig relevante Themen, Trends und Aufhänger in unserem Business sind. Im besten Fall hat er auch als Journalist gearbeitet und kennt die Bedürfnisse der Medien und kann darauf eingehen. Nicht nach Lehrbuch sondern mit Herz und Verstand.
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Vor Kurzem gab es eine Aktion für die Serie “Orange is the New Black”, die ich sehr kreativ fand. Zum DVD-Release wollte der Verleih Studiocanal den Fans ein “echtes Knastfeeling” bieten. Dazu wurden vor dem Mall of Berlin kleine Gefängniszellen aus orangenen Containern aufgebaut. So richtig mit vergitterten Fenstern und Security-Menschen. Einige Fans konnten sich für einen Übernachtungs-Aufenthalt bewerben und in der Zelle natürlich ihre Serie sehen. Tolle Aktion – sehr bildstark!
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Ich finde es wichtig, dass man auch in schwierigen Situationen Gesicht wahrt. Ich erinnere mich an ein negatives Erlebnis auf dem Roten Teppich. In der Regel wird im Vorfeld vom PR-Team vor Ort entschieden, bei welchem Sender der Star stehen bleibt, um ein Interview zu geben. Andere Medien ringsum dürfen oft nur ihr Mikrophon reinhalten und gegebenfalls eine Frage einwerfen. Ich stand bei einer Premiere neben einem Kollegen, der bereits beim Einzelinterview (Junket) zuvor alle seine Fragen gestellt hatte. Obwohl er die Anlaufstation war, hatten wir uns geeinigt, dass ich einfach übernehme.
Dann ist es so weit: Der Hollywood-Star wird zu uns geführt und ich fange mit dem Interview an. Plötzlich fällt mir die PR-Frau ins Wort und mault mich an, ich dürfe keine Fragen stellen. Der Star war irritiert, der Kollege perplex und ich peinlich berührt, was mir wirklich selten passiert. Im Grunde wäre es kein Problem gewesen, wenn sie im nachhinein zu uns gekommen wäre und gesagt hätte, dass das nicht so abgesprochen war. Wir hätten sie dann gut über unsere interne Abmachung aufklären können. Aber es gehört sich nicht, öffentlich Menschen vorzuführen. Das ist aber das einzig schlechte Erlebnis, das ich in Erinnerung habe. Im Grunde machen das die Kollegen wirklich sehr gut.
Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?
Die angebotenen Themen müssen auf die Plattform zugeschnitten sein. Wenn ich über Prominente berichte, kann ich mit Angeboten über Menschen nichts anfangen, die erst berühmt werden wollen. Daher mag ich es am liebsten, wenn die PR-Angebote gut durchdacht und auf die Bedürfnisse des Mediums angepasst werden. Besonders schön ist es natürlich, wenn sich unser Angebot von dem der Konkurrenz etwas unterscheidet. Dadurch entsteht eine Art Exklusivität.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum… was beeindruckt dich daran?
Mir gefällt Öffentlichkeitsarbeit, die gar nicht so wirkt als ob sie welche sei. Ein Beispiel: Gerade hat die Schauspielerin Claire Danes (“Homeland”) in einer Talkshow in größter Ausgiebigkeit für das Berghain in Berlin geschwärmt. Es sei der beste Ort der Welt, sagte sie dort. Natürlich berichten im Anschluss alle Medien darüber. Inwieweit das eine raffiniert-ausgeklügelte Werbe-Masche war, kann ich nicht wirklich sagen. Aber eins ist klar: Eine bessere PR kann es nicht geben.
Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Tatsächlich habe ich mir bereits einige Gedanken zu diesem Thema gemacht. Für mich als Serien- und Film-Liebhaberin käme es schon in Frage für Kinoverleihe oder Netflix / Watchever / Amazon Prime etc. die Seiten zu wechseln. Natürlich bringe ich keine langjährige PR-Erfahrung mit – andererseits bin ich überzeugt, dass die Liebe zu einem Thema durchaus förderlich für gute PR ist. Warum also nicht?
Vielen Dank, liebe Melanie!
2 Gedanken zu „“Ein guter PR Mensch arbeitet mit Herz und Verstand – nicht nach Lehrbuch!”“