Ich bin wirklich niemand, der sich ständig “die guten alten Zeiten” zurückwünscht, doch hin und wieder passiert das. Zum Beispiel wenn ich daran erinnert werde, wie meine Freunde -und auch ich- früher in einem Praktikum alles aufgesogen haben, was uns geboten wurde. Wie wir versucht haben, uns einzubringen und probiert haben, -schon damals- die Extra-Meile zu gehen. Ohne Bezahlung -versteht sich!
Bei Treffen mit Medienpartnern oder Bekannten aus der Branche ein sehr beliebtes Gesprächsthema: Die Generation Praktikum. Hin und wieder wundern wir uns gemeinsam, wie WIR früher im Praktikum waren und wie sich der ein oder andere Praktikant jetzt so verhält.
Doch vielleicht gab es schon immer Praktikanten, die nicht wirklich vor Motivation geplatzt sind und wir gehörten zu der anderen Liga, vielleicht hat sich das Selbstverständnis junger Menschen auch einfach geändert oder die Erziehung; so dass Dinge wie Ehrgeiz, Neugier und Dankbarkeit einfach nicht bei allen “antrainiert” werden.
Das klingt ziemlich zynisch, ja und ich muss sagen, dass es auch immer wieder ganz, ganz wunderbare Praktikanten gibt, denen ich am liebsten sofort einen Arbeitsvertrag vorlegen würde. Vielleicht fallen die anderen auch deshalb so stark auf, weil die Messlatte durch gute Praktikanten verdammt hoch gelegt wird.
Hier meine Do`s and Dont´s die jeder Praktikant beherzigen sollte.
DO:
- Leiste Vorarbeit
Meint: Informiere dich über das Unternehmen, in dem du dein Praktikum absolvieren möchtest. Eigentlich sollte das schon geschehen, bevor die Bewerbung rausgeschickt wird. Aller spätestens vor dem ersten Arbeitstag sollten Praktikanten wissen, für was das Unternehmen steht, wer dort arbeitet, welche Kunden es gibt und wodurch es sich auszeichnet. An diese Infos zu kommen, war nie so einfach, wie in den Zeiten von Internet und Social Media.
- Sei offen und motiviert
Schön ist es, wenn die neuen Kollegen auf Dich zukommen und sich vorstellen. So sollte es auch eigentlich sein. Ist das nicht der Fall, dann gehe freundlich auf sie zu, sage ihnen, wie du heißt und biete an sie zu unterstützen, wenn sie dich irgendwie brauchen. Das macht direkt einen guten Eindruck und wirkt viel besser, als am Tisch zu sitzen, hinter dem PC-Bildschirm zu verschwinden und zu warten, dass dir jemand Arbeit bringt.
- Bring dich ein, auch in Meetings
Wirst du gebeten, an einem Meeting teilzunehmen, dann äußere ruhig auch mal deine Meinung. Das hilft uns oft ganz ungemein. Gerade im Medienbereich bist DU in Sachen TikTok, Snapchat und Co. sicherlich fitter, als viele deiner Kollegen. Es interessiert durchaus, wie du über die Dinge denkst, erzähle es uns! Von guten Praktikanten können Mitarbeiter einiges lernen.
DO NOT:
- Frag nicht ständig, wann du endlich nach Hause gehen darfst
Natürlich ist so ein Praktikumstag anstrengend und manchmal länger als ein Schultag, aber dafür gibt es auch keine Hausaufgaben. Allerdings kommt es nicht gut, wenn du direkt die ersten zwei oder drei Tage hintereinander fragst, ob du früher gehen, bzw. wann du denn endlich nach Hause gehen darfst.
Klar, dürfen Praktikanten auch mal früher gehen, ob es ein Arzttermin oder der Geburtstag der Mutter ist, aber ab 15h eine Null-Bock-Haltung einnehmen, kommt einfach nicht gut an!
- Schlafe nicht am helllichten Tag ein
Ein Spaß!? Nein, leider nicht. Vor einiger Zeit hatten wir einen Praktikanten, der ein paar TV-Formate auf Künstler aus unserem Management sichten sollte. Nach einer halben Stunde habe ich mich gewundert, warum er so komisch auf seinem Stuhl vor dem Fernseher saß. Bei genauerem Hinsehen war klar: Er ist eingeschlafen! Kopf in den Nacken und mit offenem Mund, hing er schlafend auf seinem Stuhl. Wer jetzt denkt: Der arme Junge hatte bestimmt ganz böse Arbeitszeiten? Nein: von 9.30 – 16 Uhr ist wohl nicht zu viel verlangt.
- Erst denken, dann fragen
Folgender Dialog hat sich zwischen mir und einer Praktikantin abgespielt, die schon über 30 Jahre alt war, in mehreren Medienunternehmen ein Praktikum gemacht hatte und eigentlich das ausgeschriebene Volontariat bekommen wollte… Ich (wirklich im allergrößten Stress zwischen vielen Telefonaten vor zwei Großveranstaltungen): „Liebe (wir nennen sich hier mal) Sarah, kannst du bitte heute BRISANT und Leute heute aufnehmen?“ Sie: „Ja, kann ich machen.“ Ich: „Danke“ und telefoniere weiter, sie bewegt sich nicht.
Sarah: „Eine Frage dazu noch.“ Ich: „Ja, bitte!?“ Sie: „BRISANT, auf welchem Sender läuft das?“ Ich: „In der ARD.“ Sie: „OK. Danke.“ Ich arbeite weiter.
Sarah rührt sich noch immer nicht, um mal eben die beiden Formate auf dem Festplattenrekorder zu programmieren. Sie: „Ich habe doch noch eine Frage.“ Ich: „klar, was denn?“ Sie: „Wo läuft nochmal Leute heute?“ Ich: „Im ZDF“…
Um das hier an dieser Stelle abkürzen: Sie wollte dann noch jeweils die genaue Uhrzeit wissen, ob sie es wirklich für heute aufnehmen soll oder doch lieber für morgen und ob wirklich die ganze Sendung oder nur einen Teil (Leute heute dauert insgesamt nur fünfzehn Minuten!?).
Ganz ehrlich: Sarah saß vor einem Rechner und neben einem Zeitungsständer mit div. Programmzeitschriften! Fragen ist wirklich gut und Praktikanten sollen viel fragen, aber bitte nur die Dinge, die sie nicht nach zehn Sekunden Nachdenken auch selber rausfinden können.
Was ich abschließend sagen möchte…
Dieser Artikel kann leicht missverstanden werden, mir ist klar, dass es Kollegen gibt, die es Praktikanten nicht leicht machen. Ich selbst habe viele Praktika gemacht, um immer neue Erfahrungen zu sammeln. Es gab Stellen, bei denen ich offen und liebevoll empfangen worden bin und Jobs in denen ich an einen Schreibtisch gesetzt wurde, keiner gegrüßt hat und es auch auf Nachfrage keine Arbeit für mich gab.
Praktikanten, die in einem solchen Unternehmen landen und sich trotz aller Offenheit einfach total unerwünscht vorkommen, denen kann ich nur raten, sich eine andere Stelle zu suchen. Denn ein solches Unternehmen ist eine Ausnahme. Praktikanten haben das Recht auf eine gute Behandlung und Förderung!