Bei PRleben haben schon einige Promi-Reporter über ihren Job und spannende Begegnungen mit Stars gesprochen, aber so offen wie Tobias Render sind nur wenige.
Wer einen Einblick in die Welt der Stars und Sternchen – und vor allen Dingen in die Geschichten hinter den Geschichten – bekommen möchte, der sollte diesen Talk mit dem VIP-Reporter der BILD am SONNTAG unbedingt lesen…
Was genau ist dein Job und wie war dein Weg dorthin?
Ich entlocke spannenden Menschen spannende Geschichten. Sprich: Ich bin Teil des Ressorts „Stars & Kultur“ bei BILD am SONNTAG und dort zum Beispiel für die Showbiz-Kolumne verantwortlich. Zudem berichte ich von und über die großen Society-Events der Republik und reise zu Film-Festivals, etwa nach Venedig und Cannes.
Wie ich zu meinem Job kam? Schon als Schüler war Journalist mein Traumberuf, mit 15 begann ich bei der einen Zeitung meiner Heimatstadt (Rems-Zeitung), etwas später wechselte ich zur Konkurrenz (Gmünder Tagespost). Die Bewerbungen für ein Volontariat schickte ich von Mallorca aus, dort arbeitete ich als Sport-Animateur.
Der Berliner Kurier gab mir den Zuschlag, die Entscheidung begründete mein damaliger Chefredakteur unter anderem so: „Wer als Animateur nach Malle geht, hat keine Angst vor Menschen. Die Grundvoraussetzung für unseren Job.“ Recht hat er.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Naja, wie wohl?! Champagner-Frühstück im Nobel-Hotel Adlon, mittags Schnitzel in Berlins Promi-Kantine Borchardt, anschließend Wellness, gefolgt von Aperitif, Dinner und dann gehts ab zur nächsten Party. Wäre schön, ist aber Quatsch.
Das Tolle an meinem Job: es gibt keinen typischen Tag. Natürlich checke ich morgens Mails und Nachrichten, gehe in die Redaktion und zu Konferenzen, telefoniere endlos und fahre zu Terminen und manchmal bin am Abend ganz schön platt, denn Feierabend ist gerne auch mal weit nach Mitternacht.
Aber manchmal steige ich auch ins Flugzeug oder in den Zug, reise nach Wien oder Hamburg, treffe Mutter Beimer oder Take That. Die schönsten Tage sind immer die, an denen ich unterwegs bin.
Wie kommst du in deinem Beruf am häufigsten an gute Geschichten, Informationen?
Mein Telefon klingelt. Hallo? „Servus, hier Thomas Gottschalk. Du, ich hab was für dich…“ DAS ist die Idealvorstellung: Jemand ruft dich an und erzählt dir die Schlagzeile für die nächste Ausgabe. Früher war das oft so, heute posten die Stars die spannenden Geschichten aus ihrem Privatleben (Baby, Hochzeit, Scheidung, Trennung, neue Liebe) gerne auf Instagram.
Mein Telefon klingelt dennoch und natürlich gibt es auch die wertvollen Informanten wie eh und je. Aber es gibt nie den idealen Weg, um an eine gute Geschichte zu kommen. Das wichtigste ist, auch wenn manch eine(r) das abgedroschen finden mag: mit Menschen reden, offen und freundlich sein und niemals Vertrauen missbrauchen. Alle weiteren Tricks sind Berufsgeheimnis.
Welches sind deine drei liebsten Plattformen im Netz und warum?
Tweetdeck, weil man hier gerade bei aktuellen Ereignissen hervorragend die Netz-Infos sichten und sortieren kann. Instagram, weil sich in dieser Bilderflut tatsächlich viele Infos und Geschichten mit Mehrwert verbergen. Und weil ich dort selbst vertreten bin. Allerdings behandle ich meinen Account oft etwas zu nachlässig. Und natürlich Bild.de. Weil kein News-Portal in Deutschland schneller und vielfältiger ist. Aber natürlich lese ich auch sämtliche andere News-Anbieter.
Siehst du die Digitalisierung eher als Chance oder als Risiko?
Ganz klar als Chance. Trotzdem möchte ich nicht, dass meine Kinder und Enkel irgendwann nicht mehr wissen, wie sich Zeitungspapier anfühlt und wie es riecht.
Was ist deine Meinung zu Interviewfreigaben? Welches Erlebnis ist dir diesbezüglich am meisten im Gedächtnis?
Ich habe mal einen sehr bekannten deutschen Schauspieler interviewt. Er hat toll, überraschend und sehr tiefgründig geantwortet. Normalerweise kümmert sich ein PR-Agent um die Freigabe seiner Interviews, diesmal sollte ich die Zitate an die persönliche Assistentin des Künstlers schicken. Nach einer halben Stunde kam die schriftliche Antwort: „Er findets super.“ Wir druckten das Interview und frühmorgens hatte ich einen wütenden PR-Agenten am Telefon. Wer das denn bitte autorisiert hätte? Meine Antwort: dein Künstler selbst.
Was ich sagen will: jeder hat das Recht am eigenen Wort. Dass Zitate autorisiert werden, ist okay. Wenn PR-Agenturen allerdings komplette Interviews, selbst meine Fragen, umschreiben wollen – und das wollen sie oft – finde ich das grotesk. Ich bin Journalist, kein PR-Agent.
Sehr gerne verlangen die Managements und PR-Agenturen mittlerweile die Fragen vorab. Solche Interviews sage ich sofort ab. Ich breche auch Interviews ab, in denen mir irgendein Aufpasser ins Wort fällt und verbietet, dieses oder jenes Thema anzusprechen. Ich finde: jede Frage ist erlaubt, man muss sie ja nicht beantworten.
Künstler aus den USA sind mir deshalb als Interviewpartner sehr lieb: sie stehen zu jedem Wort und verzichten auf jegliche Autorisierung.
Du bekommst ganz sicher regelmäßig Angebote von PR-Menschen. Was hilft dir und womit kannst du überhaupt nichts anfangen?
Da ich über Society-Themen berichte helfen mir Event-Einladungen und Veranstaltungs-Hinweise aller Art natürlich sehr. Ganz gleich, ob es sich dabei um den Wiener Opernball handelt oder um irgendeine Cocktail-Party. Am wichtigsten sind die Menschen, die ich dort treffe.
Zum zweiten Teil der Frage: ich kann wenig damit anfangen, wenn man sich offensichtlich als PR-Agentur nicht informiert hat, wer oder was die BamS ist und was unsere Schwerpunkte sind. Ja, das kommt öfter vor, als man denkt.
Was hältst du davon, wenn PR-Menschen bei Themen „hinterhertelefonieren“? Findest du es sinnvoll nochmal angerufen zu werden, weil man eine Mail ja mal übersehen kann oder geht es dir auf die Nerven?
Ach nein. So lange ich nicht ganz klar „nein“ gesagt habe, darf man mir so lange hinterhertelefonieren, wie man will. Ich muss ja nicht rangehen…
Was hältst du von Pressemitteilungen? Sinnvoll oder vollkommen überflüssig für deine Arbeit?
Grundsätzlich sinnvoll, sie nehmen in meiner Arbeit aber keinen Hauptplatz ein. Man kann viel aus ihnen herauslesen und auch hier lässt sich ja die Flut der Mitteilungen filtern, sodass man nur die Meldungen liest, die potentiell relevant sein könnten.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Nicht nur eines. Gerade dann, wenn Zusagen nicht eingehalten werden. Ja, das kann passieren, dann erwarte ich aber eine ehrliche Ansage und kein PR-Gefasel, welch unvorhergesehene Ereignisse man doch zu bewältigen habe.
Welche Geschichte, an der du gearbeitet hast, ist dir am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben und warum?
Diese liegt bereits über zehn Jahre zurück und hat nichts mit der Promi-Glitzerwelt zu tun: In Berlin wurde ein junger Mann von einer Tram erfasst und getötet. Offiziell ging man von einem Selbstmord aus, die Hinterbliebenen sahen das anders. Ich besuchte die Familie mehrfach, sprach mit den Eltern, der Schwester, der Freundin. Heraus kam ein berührender Report über den Verlust eines geliebten Menschen, der einfach am falschen Ort zur falschen Zeit ein paar Sekunden unachtsam war. Die Geschichte fesselt mich bis heute.
Mit wem hattest du die spannendste Begegnung in deinem Job und wie lief sie ab?
Es fällt mir schwer, nur eine zu nennen. Eine der spannendsten Begegnungen war sicherlich mein Interview mit Mel Gibson in Venedig in einer riesigen, mondänen Hotelsuite. Er hatte nicht geschlafen und bestand darauf, mir zu Beginn aus der Bibel die Geschichte des heiligen Tobias zu erzählen.
Ebenfalls nie vergessen werde ich ein Telefonat mit Celine Dion, die mich nach einer Las Vegas Show um 1 Uhr nachts ihrer Zeit anrief. Gerne denke ich auch zurück an Gespräche mit Matthias Schweighöfer über den Tod, mit Ina Müller über Kinderlosigkeit, mit Yusuf Islam über sein Leben, mit Max Raabe über stilvolles Saufen und mit Elmar Wepper über das Alter.
Du bist häufig am Roten Teppich und auf Veranstaltungen unterwegs. Was sind die optimalen Arbeitsbedingungen?
Wenn ich mich frei bewegen kann und nicht eingepfercht hinter der Absperrung am roten Teppich stehen muss. Wenn es schon einen Presse-Graben gibt, etwa bei Film-Premieren, dann doch bitte einen eigenen Bereich für die Print-Leute.
Wenn mir PR-Leute nicht in meine Fragen reinquatschen. Wenn Agenten ihren Star nicht nach nur einer Frage wieder wegziehen. Wenn ich im Saal sitzen kann und nicht in den Presseraum muss. Denn warum soll ich über ein Event schreiben, das ich nur am Bildschirm sehen kann?
Welche drei Bücher, Blogs oder Podcasts haben dich persönlich inspiriert?
Ganz klar der Blog einer ehemaligen Kollegin: jessyfromtheblog.de von Jessica Wagener. Ihr Schreibstil ist hinreißend, ihre Geschichten berühren jedes Herz. Ebenso habe ich Bücher von Wolf von Lojewski, der großen ZDF-Legende, verschlungen. Besonders dank „Live dabei“, einer Autobiographie seiner journalistischen Laufbahn, war und ist er bis heute eines meiner ersten Vorbilder. Außerdem lese ich alles, was John Niven schreibt. Ich liebe seinen rotzigen, rockigen, oft vulgären Schreibstil. Er ist mein persönlicher Held.
Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Ich glaube, ich kann Leute sehr gut begeistern, motivieren, anleiten und zu kreativen Impulsen anstiften. Solch ein Wechsel wäre also durchaus eine Option – aber keine für die nahe Zukunft.
Ich bin mit Leib und Seele Journalist, ich brenne fürs unabhängige Schreiben, ich liebe es, Geschichten zu recherchieren und mit Menschen zu reden. Es gibt noch viel zu viele Storys, die erzählt werden müssen – daher bleibe ich dem Journalismus definitiv treu.
Vielen Dank, lieber Tobi!