Zusammen mit den digitalen Medien ist und bleibt Radio das schnellste Medium, verglichen mit Fernsehen und erst recht mit Print. Darin liegen große Chancen, die manche Sender mehr und andere weniger nutzen. Leider fällt das Radio bei PR-Menschen noch immer ein wenig hinten über, wenn es um Themen-Platzierungen geht.
Bei PRleben spricht Radio-Mann Sebastian Röbke über die Beziehung zu PR-Menschen, darüber wie Redakteure beim Radio an ihre Geschichten kommen und in welchen Bereichen einige Sender noch Nachholbedarf haben.

Sebastian Röbke,
Moderator und Reporter
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin Reporter und Moderator. Angefangen hat alles beim Lokalradio durch verschiedene Praktika. Danach ein Volontariat bei Radio NRW und jetzt bin ich bei 1LIVE und Radio Erft sehr glücklich als Freiberufler.
Wie kommst du in deinem Beruf am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, News-Seiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…
Häufig durch News-Seiten. Die kleinen Geschichten, in denen dann doch mehr drin steckt, sind besonders interessant. Häufig sind auch Umfragen oder Statistiken ein Anlass für einen Beitrag. Facebook ist mehr zu einer Bestätigung von Trends geworden, aber was dort bereits mehrfach geteilt worden ist, ist einen Tag später im Radio schon überholt.
Welchen Stellenwert hat Social Media bei einem Radiosender?
Social Media hat natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Es ist eine Möglichkeit, die Fanbase zu bedienen oder auf Inhalte außerhalb von Facebook zu verweisen. Twitter, Instagram und Facebook für ganz eigene Inhalte zu benutzen wird leider noch zu selten gemacht. Einfach mal „live“ gehen, sollte häufiger passieren. Zudem messen sich viele Sender an den Likes. Eine weitere Reichweite um die man sich Sorgen machen darf oder mit der man hausieren gehen kann.
Inwiefern bist du als Redakteur / Reporter beim Radio auch für die Onlineberichterstattung des Mediums verantwortlich?
Twittern bei Events oder Bilder für Facebook machen, das gehört heute dazu als Reporter. Zu einer Beitrags-Idee auch eine Online-Umsetzung abliefern, gehört noch nicht zum Alltag, aber wird gern gesehen. Wobei die jeweilige Onlineredaktion natürlich einen sehr geplanten Ablauf hat und da nicht jede Idee Platz findet.
Du bekommst sicherlich hin und wieder Themenvorschläge von PR-Menschen. Was muss ein Thema haben, damit du auch etwas damit anfangen kannst?
Es sollte eine Geschichte sein. Kein klarer Versuch einer Platzierung von Personen oder Marken. Es sollte zur Zielgruppe passen. Bei einem Jugendsender interessieren sich die Hörer nicht brennend für ihre Altersvorsorgen, auch wenn sie das sollten. Wenn eine Studie oder andere Zahlen vorliegen oder es noch andere Anreize gibt, wird es interessant.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Am Telefon bereits in einen SingSang zu verfallen, als wäre ich der hundertste Mensch auf einer Liste. Der Anrufer/Mailer sollte wissen, mit wem er spricht und auch wissen, warum er mich anspricht. Wie ein Verkaufsgespräch sollte das Gespräch nicht sein.
Meistens sind es Kollegen, die aus dem Bereich der Redaktion in die PR gewechselt sind. Das hilft! Man sollte nicht vergessen, wie eine Redaktion tickt und wie schwer es ist, überhaupt Themenvorschläge unterzubringen.
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die dich begeistert hat?
Das war mal etwas mit dem „Besten Job der Welt“ bei dem sich Hörer um diesen Job bewerben konnten. Dazu gab es Töne von den Menschen, die vor Ort den Job bereits ausüben. Das war ein interessantes Thema und schön aufbereitet. Ich musste da von mir aus anrufen, um mehr zu erfahren. So ist es am besten – wenn die Aktion so gut ist, dass die Leute von selbst auf das Thema anspringen.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?
Ich mag das Hilfe-Team von der Telekom, die bei Twitter und Facebook helfen. Das ist eine gute Möglichkeit, dem Kunden direkt zu helfen oder zumindest ein offenes Ohr zu haben. Ich finde Amazon macht gute PR für die Eigenproduktionen, aber auch Netflix macht da viel richtig. Was Social Media angeht, ist Puls als Radiosender sehr weit vorn mit deren Facebookseite und der Auswahl der Inhalte.
Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Ab und zu denkt man mal darüber nach, aber der Job ist doch sehr anspruchsvoll. Man muss sehr häufig eine Sache neu erfinden und Neues ausprobieren. Kein Job für Menschen, deren geregelter Alltag auch mal was für sich hat. Ich bewundere diese Menschen und wer weiß, vielleicht traue ich mich mal, einer von Ihnen zu werden.
Vielen Dank, Sebastian!