„Für mich darf PR niemals lügen“

Wer einen Kommunikationsprofi in Köln und Umgebung suchst, der kommt an einer Frau ganz sicher NICHT vorbei. Ihr Name ist Dr. Marie Christine Frank. Sie ist ein echtes Kölsches Mädche und kennt nicht nur die dort ansässigen Kommunikatoren und Meinungsmacher.

Vor einem Jahr hat sie in ihrer Heimat ein Business-Netzwerk für Frauen gegründet, vor kurzem ihren eigenen Podcast gestartet, nebenbei ist die Inhaberin ihrer Kommunikationsagentur.

Dr. Marie Christine Frank (Foto Basti Sevastos)

Im PRleben-Interview spricht sie über ihre liebsten Social Media Kanäle, darüber, was richtig gute PR für sie bedeutet, wer ihre Vorbilder sind, was sie so richtig motiviert, wie junge Menschen den Einstieg ins Business schaffen und vieles mehr…

  1. Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?

Ich bringe meine Kunden in die Sichtbarkeit. Am liebsten arbeite ich als Personal Branding Beraterin für Frontfrauen aus der Wirtschaft und beschäftige mich daher viel mit dem Thema „CEO-Kommunikation“ vor allem auch im digitalen Bereich.

Ich bin Gründerin der Kommunikationsberatung und PR-Agentur „Drei Brueder Kommunikation und Beratung“ im Herzen von Köln. Wir sind spezialisiert auf nachhaltige und ganzheitliche Kommunikation für Behörden, Institutionen, Vereine und soziale Organisationen, machen aber gerne auch PR für Themen außerhalb dieses Bereichs, wenn die Wellenlänge stimmt und wir das Gefühl haben, helfen zu können.

Außerdem bringe ich gerne Menschen zusammen. Mit dem Female Business-Netzwerk #Macherinnen, vernetze ich Frauen aus der Wirtschaft strategisch, damit sie sich durch den Austausch Informationsvorsprünge verschaffen können und sich gegenseitig in bestimmte Positionen hochziehen. Ich will zeigen, wie weiblich die Wirtschaft Kölns ist und Frauen in die Sichtbarkeit bringen.

2. Hast du so etwas wie einen typischen Arbeitstag? Wie sieht der aus?

Ich starte morgens mit dem Morning Briefing von Gabor Steingart in den Tag und werfe einen Blick in den Presse-Spiegel. Wenn ich viel Zeit habe, dann nehme ich mir vor der Arbeit noch 10 Minuten Zeit für eine Session Headspace. Dann fühle ich mich perfekt gerüstet für den Tag im Büro.

In der Kommunikations- und PR-Branche ist eigentlich kein Tag gleich und das liebe ich sehr. Dann wechseln sich Deep-Work-Phasen, Brainstormings, Presse- und Kundentermine ab. Oft sind die Tage sehr lang, weil am Abend noch Networking-Events anstehen oder Presse-Aktionen stattfinden.

In Zeiten von Corona habe ich Online-Meeting-Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams kennen- und lieben gelernt. Es fallen Fahrtzeiten zu Terminen weg, sodass meine Mitarbeiterinnen und ich viel mehr an Arbeit in der gleichen Zeit bewältigen können. Das ist einerseits ein gutes Gefühl, weil wir Zeit für neue Themen, Weiterentwicklung und intensive Recherchen für Kunden gewinnen. Andererseits kann Zoom selbstverständlich keine Face-to-Face-Meetings ersetzen.  Die Nähe zu den Kunden halten wir trotz Corona gut.  

3. Was bedeutet für dich gute PR?  Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?

Für mich ist gute PR vor allem gutes Storytelling mit spannenden Protagonisten und emotionalen, ehrlichen und authentischen Geschichten. PR rückt Geschichten, Menschen und Marken ins richtige Licht. Für mich darf PR aber niemals lügen. Soziale Werte und Ehrlichkeit sind für mich die Basis meiner Arbeit.

PR ist für mich vor allem Beziehungspflege und Netzwerkaufbau – gepaart mit einer guten Portion Handwerk. Gute Kommunikatoren sollten vor allem erstmal gut zuhören können, denn oft liegen die interessantesten Geschichten im Verborgenen und müssen zunächst gehoben werden. Zuhören – Geschichten erzählen und Netzwerkarbeit, das sollte ein guter Kommunikator in meinen Augen vor allem können.

4. Ist die Digitalisierung für die PR-Branche Chance oder Risiko?

Die Digitalisierung ist vor allem eine Chance. In der Kommunikation und PR gilt es, die Regeln der digitalen Kommunikation zu kennen, dann erweitern sich die Chancen des Storytellings enorm.

Wenn man die Digitalisierung auf die sozialen Medien bezieht, dann eröffnen sich hier vor allem viele neue Wege des digitalen Netzwerkens, des Agenda-Settings und der  Themenrecherche. Möglichkeiten, die wir vor 15 Jahren noch nicht hatten.

Neue Berufsbilder haben sich entwickelt: Blogger und Influencer zeigen uns, wie sie traditionelle und etablierte Medien mit ihren Reichweiten abhängen. Heute kann jeder selbst zum Publisher werden – und damit zum Chefredakteur seiner eigenen Kanäle. Eine unfassbar große Chance, da wir nicht nur für das Platzieren unserer Kunden, sondern vor allem auch für das eigene Personal Branding neue Möglichkeiten nutzen können.

5. Was ist dir persönlich im Umgang mit Journalisten / Berichterstattern wichtig?

Es steckt im Wort PR. Public Relations. Relations (Beziehungen) müssen gepflegt werden, damit sie gut und belastbar sind.

Verbindlichkeit, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit – Das ist mein Dreiklang für Beziehungspflege im Umgang mit Journalisten. Ich verstehe mich mit meiner Arbeit als Serviceunit für Journalisten.

Der Zeitdruck in den Redaktionen ist enorm. Auch wegen des Personalabbaus und der Zusammenlegung von Redaktionen, stehen die Journalisten oft unter hohem Druck. Wir bereiten daher alle Pressemeldungen und Themen so auf, dass sie dem Journalisten die Arbeit erleichtern. Dabei ist es auch wertvoll, seine Grenzen zu kennen und die der Journalisten einschätzen zu können

6. Haben die klassischen Medien ausgedient oder weiterhin eine große Bedeutung?

Die klassischen Medien sind mir meist noch zu innovationsscheu und träge in Sachen Veränderung oder Anpassung. Das Mediennutzungsverhalten hat sich heute sehr verändert.

Ich unterrichte Studierende in strategischer Kommunikation und PR. Von den jungen Leuten zwischen 18 und 25 liest keiner mehr die Tageszeitung. Wollen wir diese Gruppe erreichen, müssen wir Nachrichtenvermittlung umdenken und die Zielgruppe da abholen, wo sie ist. Bei Instagram, TikTok oder in der Kicker-App. Hier sind mir die etablierten Medien oft noch zu unbeweglich und oft auch arrogant in ihrer Haltung.

Das Handelsblatt mit seiner Plattform „Orange by Handelsblatt“, finde ich, hat eine sehr coole und junge Herangehensweise gefunden, Nachrichtenthemen ansprechend darzustellen und über die sozialen Medien für eine jüngere Zielgruppe auszuspielen.

Ich würde mir wünschen, dass mehr junge Menschen, diesem Kanal oder auch @deutschland3000 von Eva Schulz folgen und dass es mehr von solchen innovativen Angeboten von Medien gibt. Der WDR hat mit @maedelsabende ebenfalls eine sehr coole und extrem hochwertige journalistische Plattform entwickelt, Themen anzusprechen, die eine extrem große Gruppe an jungen Menschen in Deutschland bewegt.

Dazu kommt, dass Blogger und Influencer mit ihren Reichweiten heute oft erfolgreicher sind als manche Tageszeitung. Trotzdem tut sich mancher Journalist schwer, zu akzeptieren, dass er/sie nicht mehr die einzige Person ist, die in Frontrows sitzt und zu den großen PK´s dieser Welt eingeladen wird.

Gleichwohl – und das ist auch gut so – haben vor allem die klassischen Medien immer noch eine große Glaubwürdigkeit. Es ist etwas anderes, eine Nachricht in der Tageszeitung zu lesen oder in einem Storypost.

7. Welchen drei Medien misst du die meiste Bedeutung bei? Bitte begründe kurz.

Tagesschau und Tagesthemen sind für mich extrem glaubwürdig, seriös recherchiert und kompetent vorgetragen.

Meiner lokale Tageszeitung, dem Kölner Stadtanzeiger, weil ich hier alle wichtigen Informationen über meine Stadt bekomme.

Twitter – auch, wenn es kein klassisches Medium ist – denn hier spiegelt sich extrem schnell ein Abbild der aktuell gesellschaftlich wie politisch relevanten Themen wieder. Hier bekomme ich schnell einen Überblick über Meinungen und Strömungen, um mir mein eigenes Bild machen zu können.

8. Welchen Stellenwert hat Social Media für dich? Welches sind deine drei liebsten Plattformen und warum?

Social Media sind aus meinem Leben nicht mehr weg zu denken. Ich bin mir über ihre – auch zerstörerische – Macht im Klaren und habe mir im Umgang mit ihnen selbst Spielregeln auferlegt, sodass ich ihre Vorteile nutze und die negativen Seiten minimiere.

  • LinkedIn, weil es das beste Business-Netzwerk ist und ich nicht nur spannenden Menschen folgen kann, sondern auch unkompliziert mit ihnen in Kontakt treten kann. Hier folge ich gerne Lea Sophie Cramer und Verena Pausder, weil sie erfolgreiche Gründerinnen sind und darüber hinaus auch meine Herzensthemen „Female Entrepreneurship“, „Digitalisierung“ und „Innvoation“ besetzen. Sie haben eine Haltung und trauen sich, diese auch lautstark nach außen zu tragen.
  • Instagram, weil ich ein extrem visueller Mensch bin, schöne Bilder und hochwertig aufgearbeitete Themen liebe. Hier folge ich gerne den Regierungschefinnen von Island, Finnland und Neuseeland, Doro Bär und AOC, weil mich ihre Arbeit extrem inspiriert.
  • Twitter, weil ich hier am schnellsten einen Überblick über Nachrichten und Themen bekomme und unkompliziert mit interessanten Menschen in Kontakt treten kann.

9. Du bist auf Twitter sehr aktiv. Welchen drei Kanälen/Personen sollten Kommunikatoren folgen?

Ich setze mich neben den Kommunikationsthemen stark mit Female Leadership, Community-Building und Netzwerken auseinander. Am liebsten lese ich Tweets von der Allbright-Stiftung, SZ-Plan-W und Carina Kontio vom Handelsblatt, weil sie u.a. eine sehr inspirierende, regelmäßige digitale Serie zum Thema Female Rolemodels aus der Wirtschaft ins Leben gerufen hat und auch einen coolen Podcast gestartet hat, den sie zusammen mit einer Kollegin beim Handelsblatt moderiert. Die Auswahl und Ansprache ihrer Gäste gefällt mir extrem gut.

10. Wenn du dich zwischen Twitter und LinkedIn entscheiden müsstest. Was würdest du wählen?

Wenn ich die Auswahl treffen müsste, zwischen Twitter und LinkedIn würde meine Wahl definitiv auf LinkedIn fallen. Es entspricht viel mehr meiner Art der Kommunikation durch Bild und Ton, Video oder Beitrag. Alles ist möglich und vor allem in jeder mir denkbaren Länge

11. Wie wichtig ist das Thema Personal Branding für dich? Wen betrifft dieses Thema in deinen Augen?

Ich habe vor vier Jahren eine einjährige Ausbildung zum systemischen Coach gemacht. Gepaart mit meinem Know-how aus dem Bereich PR und Kommunikation, habe ich eine eigene Methodik für die Beratung von Frontfrauen aus der Wirtschaft in Bezug auf ihre Positionierung und ihr Personal Branding entwickelt.

Das Thema hat daher für mich persönlich, wie für meine Arbeit extrem hohe Relevanz. Als Unternehmerin ist für mich noch wichtiger geworden, mich selbst und die Themen für die ich stehe, zu positionieren. Menschen folgen Menschen. Schon oft gehört und so wahr.

Ich denke, jeder sollte die eigene Positionierung selbst in die Hand nehmen und die eigenen Themen setzen, Haltung zeigen und Position beziehen, denn ansonsten übernehmen das andere Menschen für dich. Werde zu deinem eigenen Chefredakteur!

Personal Branding betrifft jeden Menschen, der mit einer eigenen Haltung mutig und öffentlich über Themen sprechen will. Vor allem Menschen, die eine Dienstleistung verkaufen, ein Unternehmen haben, oder auch über ein spezielles Expertenwissen auf einem Gebiet verfügen, sind besonders prädestiniert für Personal Branding. Hier sehe ich auf jeden Fall die größten Potentiale.

12. Wie wichtig findest du persönliche Kontakte im digitalen Zeitalter?

Gerade in der PR- und Kommunikationswelt ist man extrem viel unterwegs, redet den ganzen Tag, vernetzt Menschen und baut Brücken. Das Persönliche ist dabei das A und O.

Ich hätte nicht gedacht, dass man mit digitalen Plattformen wie Zoom, Microsoft Teams o.Ä. so gut eine hohe Qualität an Kontakthaltung betreiben kann. Corona hat mich eines Besseren belehrt. Viele physische Termine sind ausgefallen und wurden umorganisiert in digitale Events. Die fehlenden Fahrtzeiten zu diesen Terminen haben mir Extrazeit geschenkt, die ich auch in das Kennlernen neuer Personen investiert habe.

So habe ich jede Woche ein digitales Lunch- oder Coffeedate mit einer neuen Person aus meinem Netzwerk gehabt und konnte viele neue coole Menschen kennenlernen – sei es aus dem Kreis der „#Macherinnen“ oder aus dem Bereich der Kommunikation.

Natürlich ersetzt das Digitale niemals den persönlichen Kontakt! Keine Frage. Live und in Farbe, mit Haut und Haaren ist immer noch am schönsten. Aber, Kontaktaufbau, -haltung und Netzwerkerweiterung gelingen auch hervorragend im Digitalen.

13. Was würdest du einem jungen Menschen raten, der nach dem Abi in die Kommunikationsbranche möchte? Welchen Weg sollte er einschlagen?

Unbedingt machen, denn ein Job in der Kommunikations- und PR-Welt ist das coolste, was man machen kann. Jeden Tag andere Themen und Menschen, spannende Storys und tolle Veranstaltungen.

Ich baue am liebsten Brücken, bringen andere Menschen mit ihren Fähigkeiten und Themen in die Sichtbarkeit. Ihre Erfolge darzustellen und sie durch den Dschungel an Medien und Positionierungsfragen zu lotsen, macht mich happy. Daher hat mich mein Weg auch über den Journalismus hinweg zur PR geführt.

14. Würdest du sagen, dass jeder PR-Manager auch mal journalistisch gearbeitet haben sollte?

Der Journalismus ist ein perfekter Einstieg oder die solide Basis für alles, was danach im Bereich der Kommunikation kommt. Denn hier lernt man alles Relevante für die PR von der Picke auf und vor allem weiß man danach, wie man als PRler die Themen und Storys so aufbereiten muss, dass der Journalist sie ohne viel Arbeit übernehmen oder mit ihnen weiterarbeiten kann.

15. Wie stehst du zu Pressemitteilungen?

Kurz: Die Pressemitteilung ist besser als ihr Ruf. Ja, sie nervt mich auch, aber es gibt kein besseres Instrument, die wichtigsten Infos zu übermitteln, als über die Pressemitteilung. Eine Entscheidung kann sein, sie nicht nach dem Relevanz-Prinzip aufzubauen, sondern als eine Art Heldenreise. Dann wird sie etwas spannender.

„Können wir hierzu ´ne PM schreiben?“ – Den Satz höre ich oft von meinen Kunden. Die natürlich davon überzeugt sind, dass ihr Thema von hoher Relevanz für die Medien und die Welt ist. Hier zu bremsen, zu überzeugen und kritisch zu hinterfragen, ist dann wichtig und manchmal eine Herausforderung.

16. Verrätst du uns drei Bücher / Podcasts oder Blogs die dich beruflich/ persönlich weitergebracht haben und du Kommunikatoren empfehlen kannst?

  • Das Buch „Einfach Machen“ von Katharina Marisa Katz und Sarah Neuendorf, weil es mich beim Gründen extrem motiviert und inspiriert hat. Außerdem die Gründerstory von „My Müsli“. Ultra inspirierend. Danach traut ihr Euch, mit Eurem Traum loszulegen. Das Buch heißt „machen“ und ist bei Eden Books erschienen.
  • Der Podcast „Mit den Waffeln einer Frau“ von Babara Schöneberger bringt mich extrem zum Lachen. Sie ist eine unfassbar gute Entertainerin und eine meiner Lieblings-Quasselerinnen. Wie sie Kinder, Karriere und Beziehung gewuppt bekommt, ist einfach beeindruckend. Außerdem liebe ich Ann-Kathrin Schmitz und ihren Podcast „Baby got Business“. Sie schlägt die Brücke zwischen seriöser Unternehmerin und Girl Power. Auch der neue Podcast #DieBoss vom Stern ist eine Bereicherung. Simone Menne führt durch die Gespräche mit (vor allem) Top-Managerinnen. Man bekommt Insights, die man sonst nicht erhält.
  • Ich liebe es zu lesen und mich weiterzubilden. Wegen der „#Macherinnen“, die ich im letzten Jahr gegründet habe, liegt bei mir zu Hause – genauso wie im Büro – eine ganze Bibliothek an Literatur zu den Themen Female Business, Personal Branding und Community Building im digitalen Zeitalter. Besonders gefallen hat mir hiervon das Buch: „Lean in: Women, work and the will to lead“ von Facebook, COO, Sheryl Sandberg. Ihr Buch hat mich mit am meisten beeinflusst und steht für mich am Anfang der Female Empowerment-Bewegung, die glücklicherweise vor ca. 8 Jahren angestoßen wurde und sich nun in einer entscheidenden Phase befindet.  

Vielen Dank, liebe Marie!