Es gibt kaum einen Promi mit dem die Journalistin Ilka Peemöller noch nicht gesprochen hat. Gefühlt kennt sie jeden und jeder kennt sie. Eine gute Voraussetzung für die Boulevard-Journalistin, hochrangige Protagonisten und Protagonistinnen für ihr erstes -gerade erschienenes- Buch: „Heimat – Wo das Herz zuhause ist“ zu gewinnen.
Im PRleben-Interview spricht Ilka über ganz persönliche Begegnungen, was sie von PR-Managern erwartet bzw. was gar nicht geht, in welchem Moment sie gerne mit Psycho-Therapeuten tauschen würde und vieles mehr…
Was genau ist dein aktueller Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin seit Oktober die Leiterin des BUNTE-Hauptstadtbüros, man kann aber auch einfach kurz und knackig BUNTE-Berlin-Chefin sagen. Das geht leichter über die Zunge. Wie ich dazu kam?
Der BUNTE-Chefredakteur Robert Pölzer hat mich gefragt – und ich wäre ziemlich dumm gewesen, dieses großartige Angebot nicht anzunehmen und diese Chance nicht zu nutzen.
Du hattest schon soooo viele spannende Jobs. Welche drei sind dir am besten im Gedächtnis. Warum?
Ich habe acht Jahre bei der BILD am SONNTAG gearbeitet, bis 2008 als Chefreporterin im Ressort Leute & TV. Damals habe ich VIVABamS, das Jugendmagazin in Koop mit dem Musiksender VIVA, entwickelt und später geleitet.
Das waren die goldenen Zeiten, wie ich sie gern nenne. Damals gab es noch kein Social Media, den Ausruf „Online first“ kannte niemand – und ich saß mehr im Flieger in die USA für exklusive Interviews und Reportagen mit Mega-Stars als in der U-Bahn nach Hause.
Mit 30 wurde ich Gründungs-Chefredakteurin von Bauers „Life & Style“, ich hatte damals unterschätzt, welche Politics auf mich zukommen würden und bin bis heute dankbar, wie ich den von mir so genannten „Tanz auf dem Minenfeld“ überstanden habe.
Man muss alles im Leben positiv sehen: Was ich dort in sechs Monaten gelernt habe, hätte mir kein Coach beibringen können. Bei B.Z. und B.Z. AM SONNTAG war ich temporär Blattmacherin, Showchefin und Autorin – oder wie Peter Huth es nannte: Feuerwehrfrau. Mit ihm als Chefredakteur habe ich gelernt, wieviele ich sein kann.
Man wächst immer mit seinen Herausforderungen – und mit den Menschen, die an einen glauben und einen fördern.
Hinzukommt, dass du ganz aktuell ein Buch geschrieben hast. Was genau erwartet den Leser?
35 individuelle Heimat-Geschichten von 35 vielfältigen Protagonisten. Ein bunter Mix aus Film, Fernsehen, Mode, Musik, Kunst, Politik, Wirtschaft und Sport – darunter Udo Lindenberg, Lothar Matthäus, Maite Kelly, Wotan Wilke Möhring, Barbara Becker, Dorothee Bär oder Samy Deluxe.
Allesamt vereint die Sehnsucht, seine ganz persönliche Heimat zu verorten – sei es geografisch oder emotional. Bei Heimat gibt es kein schwarz oder weiß. Und gerade in Zeiten wie diesen dürften wir uns den Begriff nicht von rechtspopulistischen Parteien wegnehmen lassen!
Wie persönlich sind die persönlichen Geschichten?
In jedem einzelnen Kapitel steckt eine ganz persönliche Note. Jeder, der JA zu meinem Herzensprojekt gesagt hat, hat auch JA dazu gesagt, sich zu öffnen bzw. sich wirklich zu zeigen. In meinem Buch geht es nicht darum, einen neuen Film oder ein neues Album oder was auch immer zu promoten. Es geht um den Blick nach innen, um Geschichten über die Familie und aus der Jugend und Kindheit. Oder mit welchen Werten man erzogen worden ist.
Oftmals wird es emotional und geht einem ans Herz wie bei der Flüchtlingsgeschichte von Echo-Gewinner Fetsum Sebhat oder der Erzählung von PUR-Sänger Hartmut Engler. Genauso kann man bei einigen Anekdoten auch herzlich lachen – wie bei den beiden Ruhrpottlern Jörg Thadeusz und Micky Beisenherz.
Welche Geschichte hat dich besonders berührt und warum?
Für mich ist es in der Tat ein Geschenk, wie sehr sich die Protagonisten mir als Autorin geöffnet haben. Jeder von ihnen hat mir seine Zeit geschenkt, obwohl die meisten zum Zeitpunkt des Interviews und Shootings – was oft an zwei unterschiedlichen Terminen stattfand – nicht mal wussten, in welchem Buchverlag ich mein Herzensprojekt rausbringen würde.
Es ist schwer, nur eine einzelne Geschichte rauszupicken. Lothar Matthäus, der eher als knallharter und erfolgsorientierter Weltfußballer bekannt ist, hat mich in der Tat berührt. Zum einen weil er sich mir anvertraut und seine Familiengeschichte offengelegt hat, also sich von seiner sehr emotionalen Seite gezeigt hat.
Zum anderen weil er so unprätentiös in der Freigabe war – er rief mich persönlich aus dem Skiurlaub an und ging mit mir am Telefon das gesamte Kapitel durch. Und als echter Kerl stand Lothar Matthäus zu seinem Wort – er hatte nur kleine, aber feine Änderungen.
Genauso ist mir die Geschichte von CDU-Youngster Diana Kinnert nahegegangen, die erstmals über den Tod ihrer philippinischen Mutter gesprochen hat, die mit gerade mal 48 an einem Aneurysma gestorben ist. Jeder meiner 35 prominenten Protagonisten geht auf seine Art unerschrocken offen mit seiner persönlichen Geschichte um.
Was ist deine Heimat? Wo ist dein Herz zuhause?
Meine Heimat ist Schleswig-Holstein, ich bin nordisch by nature. Wenn mein Vater Ernie über’n spitzen Stein stolpert, tanzt mein Herz. Bei uns wird geschnackt statt gesprochen, bei uns ist man plietsch statt schlau, man ist eine seute Deern statt einem süßen Mädchen.
Das ist mein Sound von Heimat, bei dem ich mich Zuhause fühle und der mich vollkommen glücklich macht. Oder der Duft von Heckenrosen und die herbe Nordseeluft meiner Heimatinsel Sylt, wo ich einen Großteil meiner Kindheit verbringen durfte.
Kommen wir wieder zu deiner redaktionellen Arbeit für die BUNTE. Wie kommst du da am häufigsten an gute Geschichten, Informationen?
Ohne ein gutes Netzwerk geht gar nichts. Das habe ich mir in den letzten 20 Jahre im Showgeschäft erarbeitet. Die Nummern von PR-Leuten kann jeder rauskriegen, aber nicht jeder hat den kurzen Draht oder die gute Connection, um Tacheles reden zu können oder „mal eben schnell“ Promi Soundso anrufen zu können.
Und man muss umtriebig sein, also unter Leute gehen, sich umhorchen und austauschen – nur so funktioniert’s. Ob auf Events oder zum Lunch im Berliner Promi-Wohnzimmer „Borchardt“. Abwarten war noch nie mein Ding – los und machen!
Was ist deine Meinung zu Interviewfreigaben? Welches Erlebnis ist dir diesbezüglich am meisten im Gedächtnis?
Interviewfreigaben findet jeder Journalist lästig… und unnötig. Es kann so viel Ärger bringen, weil einige Künstler am Ende oft Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen – sobald sie das gesprochene Worte schwarz auf weiß geschrieben sehen.
Ich hatte es schon, dass ein Manager mich nach einem sehr persönlichen Gespräch mit einem Sänger anrief und beschimpfte, dass dieser das niemals so gesagt haben könne – und das Interview dann komplett zurückzog. Als Journalist bist du in dem Moment eben oft gefühlt auch eine Art Psycho-Therapeut – ohne 250 Euro die Stunde zu kriegen.
Du bekommst regelmäßig Angebote von PR-Menschen. Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ein PR-Profi sollte auf die Frage „Was ist die Story?“ nie antworten: „Er bringt ein neues Album raus.“ – genau dann weißt du, dass derjenige null Ahnung von irgendwas hat.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Es gibt die sogenannten Verhinderer, die Journalisten als Gegner ansehen. Das nervt. Die kommen nur, wenn XY was zu promoten hat, aber wenn du in einer dringlichen Angelegenheit mal ratzfatz einen O-Ton benötigst, stellen sie sich tot. Das ist nicht mein Verständnis vom gegenseitigen Geben und Nehmen.

Udo Lindenberg und Ilka Peemöller
(Quelle: Instagram)
Und ja, ich hatte da schon negative Erfahrungen – wenn etwa ein PR-Manager schon vor dem Interview zu dem Künstler sagt: „Pass bloooß auf, was du sagst, die ist von der… BILD.“ Eine absolute Unverschämtheit, dem Interviewpartner so schon die Unbefangenheit zu nehmen und sich menschlich nicht sein eigenes Urteil bilden zu lassen.
Und was bringt es denn der „anderen Seite“ auch, dicht zu machen, wenn sie im Gegenzug in die Zeitung wollen! Genau: nüscht!
Du bist bekannt dafür, oft ziemlich abgedrehte Geschichten zu erleben, was war die wohl verrückteste in deinem bisherigen Berufsleben?
Wieviel Zeit und Platz haben wir? Es ist natürlich schwer, nur eine aus 20 Jahren als Reporterin auszuwählen. Ich bin sehr dankbar für Momente mit Luciano Pavarotti in seinem privaten Sommerdomizil in Italien, wo wir exklusiv über seine Scheidung gesprochen und Tischkicker gespielt haben. Oder dass ich die Tourproben der Rolling Stones in einer Schule in Toronto besuchen durfte.
Genauso bleiben aber auch ganz besondere Momente wie eine Fahrt im ruckeligen Autozug mit Udo Lindenberg von Westerland aufs Festland in Erinnerung, in dem Udolito mir sein „Mädchen aus Ostberlin“ hinterm Steuer im Vollmondlicht vorgesungen hat.
Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Ich war fast zehn Jahre selbstständig und habe in der Zeit nicht nur als Autorin, Kolumnistin und Beraterin von Chefredaktionen gearbeitet, sondern auch als Lifestyle-PR-Managerin für internationale Brands wie BMW, Mercedes Benz, DTM oder Daniel Abt.
Ich fand es super spannend, zwischendurch mal die Seiten zu wechseln und Storytelling im Auftrag von starken Marken zu machen. Aber ich bin und bleibe tief im Herzen einfach Reporterin.
Vielen Dank, liebe Ilka!