Mythos Backstage – so sieht die Wahrheit aus

Große weiße Räume mit frischen Blumen, plüschig weichem Teppichboden, mehr Essen zur Auswahl, als beim Frühstück im „Marina Bay Sands“ Hotel, frischer Champagner auf Eis, viele wahnsinnig gut aussehende, entspannte Menschen, die den Künstlern jeden Wunsch von den Augen ablesen. Und wenn sich diese Menschen gerade nicht um die Künstler kümmern, arbeiten sie in ihren wunderschönen Büros hinter der Bühne von ihren neusten Mac-Books aus.

Ungefähr so stellt man es sich im Backstage bei großen Produktionen und Veranstaltungen vor. Sei es der Deutsche Fernsehpreis, die ECHO-Verleihung, der Bambi oder das New Pop Festival …was auch immer.

Ja echt, ein bisschen hatte ich mir das früher auch so vorgestellt. Die Glamourwelt hinter den Kulissen der großen TV-Shows und Veranstaltung zu sehen, dass MUSS doch großartig sein. Alles chic, clean, hochwertig und einfach wunderschön. Das dachte ich genau so lange, bis ich mir bei der Künstlerbetreuung im Backstage einer Fernsehgala, die bei einem der beiden öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten gesendet wurde, eine fette Erkältung geholt hatte.

Produziert wurde die Show in einer -kein Witz!- ehemaligen Turnhalle und es war so zugig, dass ich glücklich war, an diesen zwei Tagen nicht weggeflogen zu sein. In die Turnhalle ist die Showbühne gebaut worden.

In der Halle daneben gab es aus Stellwänden, so dünn wie Papier, die Künstlergarderoben und all die anderen Räume, die für so eine TV-Produktion benötigt werden. Und das war nicht nur bei dieser Veranstaltung so.

Mich persönlich würde wirklich mal interessieren, ob sich Jennifer Lopez vielleicht schon mal an die Wand ihrer Garderobe gelehnt hat und mit samt der kompletten Kabine in den Bereich von Robbie Williams gestürzt ist. Falls die beiden Künstler irgendwann einmal nebeneinander in der Garderobe waren…. Ansonsten ist vielleicht Herbert Grönemeyer mal mit Wand – oder wahlweise durch die Wand –  auf Westernhagen oder Clueso auf Cro gekracht.

Unwahrscheinlich wäre das auf jeden Fall nicht. Erfahren würde man es höchstens, wenn die Künstler es selber posten, denn im Backstage ist Diskretion  angesagt!

Der Backstagebereich ist also nicht in erste Linie chic, sondern praktisch organisiert. Die Künstlergarderoben sind auch nur ein ziemlich kleiner Teil dessen, was sich hinter den Kulissen befindet und nicht an die Augen des Publikums gelangt. Des Weiteren gibt es da zum Beispiel den Bereich mit Arbeitsplätzen für die gesamte Produktion, das Catering, Masken- und Kostümräume. Außerdem gibt es einen Bereich, wo die Technik arbeitet und ihr Equipment lagert, ein Büro für die Künstleragentur, ein Produktionsbüro fürs PR-Team und so weiter.

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Sitzecke im Backstage-Zelt

So sollte es zumindest im optimalen Fall sein. Es gibt auch Veranstaltungen, bei denen das PR-Team drei Tage vor der Show da ist, um den Proben beizuwohnen, ein Timing aufzustellen, an Meetings teilzunehmen, Meldungen zu schreiben, Interviews und Drehs zu organisieren/ betreuen, Content für Audio und Video zu produzieren etc., OHNE dass es ein Büro hat.

Unterwegs hatten wir schon sehr lustige Arbeitsplätze. Zum Beispiel an den Tischen im Cateringbereich (was immer dazu führt, dass ich den ganzen Tag Hunger habe!), in der Umkleide-Kabine einer Turnhalle, in einem fensterlosen, 3-Quadratmeter-Kabuff (zu zehnt!) unter einer Rolltreppe oder in einem Zelt. Aber: Das geht alles und ist jedes Mal wieder ein Abenteuer.

Im Verhältnis zu den Arbeitsplätzen für alle anderen Gewerke, haben die Künstlergarderoben im Backstage also doch recht viel Stil. Denn die papierdünnen Stellwände werden manchmal sogar tapeziert oder mit Bildern geschmückt, es werden IKEA-Sofas aufgestellt, frisches Obst, Süßigkeiten und Kühlschränke mit kalten Getränken gibt es für jeden Star.

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Verpflegung im Backstage

Das sollte reichen. Es kommt ja auch niemand zum Wohnen, sondern zum Arbeiten. Und dass viele Prominente eine ganze Liste an Sonderwünschen hätten oder sich total aufregen, weil das Sofa blau statt schwarz und ihre Garderobe nicht nach Feng Shui ausgerichtet ist, das kann ich nicht bestätigen.

Warum ist es so, dass alles im Backstage recht provisorisch wirkt?

Sicherlich hat es Kostengründe und dies hängt damit zusammen, dass viele große Veranstaltungen, Shows oder Preisverleihungen, die dann im Fernsehen übertragen werden, nicht in einem festen Studio stattfinden, in dem nur TV-Produktionen laufen, sondern meist in großen -oder nicht ganz so großen- Hallen. Wie der Messehalle in Berlin, den Rheinterrassen in Düsseldorf oder halt einer Turnhalle bei Mannheim.

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Künstler-Dummy bei den Proben

Wenn keine Show produziert wird, finden dort andere Dinge statt. Wie Fußballturniere, Partys, Elektronikmessen oder was auch immer. Für so eine Showproduktion muss dann alles in die Halle gebaut werden. Bühne und Backstage sind oft ein riesig großer Raum, in dem Profis viele Tage und Nächte vor der Show arbeiten müssen, damit das entsteht, was die Zuschauer im Fernsehen sehen, — oder eben nicht sehen.

Und seit der Turnhalle weiß ich, dass es zuhause auf meinem Sofa oft glamouröser ist, als im Backstage-Bereich einer TV-Show.

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