Ein Tequila mit Madonna in New York, mal eben nach Osaka fliegen und Ed Sheeran einen ECHO überreichen oder als Reporter die Stars am Roten Teppich abfangen. Der Alltag von RTL Exclusiv Reporter David Modjarad!? Manchmal schon, aber nicht nur.
Worauf es in seinem Beruf wirklich ankommt, wie er aus Promis die Antworten “rausholt” die er braucht, was er sich in der Zusammenarbeit mit PR-Menschen wünscht… darüber und über vieles mehr spricht er in einem ausführlichen PRleben-Interview.
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Meine genaue Jobbeschreibung ist „Chefreporter VIP“ und das bedeutet konkret, dass ich mich hauptberuflich mit Promis beschäftige! Ich mache das für die diversen RTL Formate aber auch für VOX und ab und zu n-tv. Mein Haupteinsatzgebiet ist Berlin aber ich reise auch viel!
Eigentlich hat mich diese „Medienwelt“ schon immer interessiert und neben meinem Studium habe ich, damals noch in Köln, bei RTL in der Redaktion von Exclusiv-das Starmagazin gejobbt! Da durfte ich dann sukzessiv immer mehr machen. Ich erinnere mich noch, dass mein erstes großes Interview mit Kylie Minogue bei Top of the Pops war und ich unfassbar nervös war! Irgendwann kam meine Chefin Frauke Ludowig auf mich zu und meinte „jetzt mach mal dein Studium fertig, denn wir würden dich hier gern übernehmen!“
Klassischer Quereinstieg also! Studium habe ich dann beendet, nach wie vielen Semestern verrate ich nicht und seitdem arbeite ich als Redakteur! Vor elf Jahren bin ich dann nach Berlin gezogen, um noch „näher“ an den Geschichten zu sein, weil hier einfach so viel passiert!
Wie kommst du in deinem Beruf am häufigsten an gute Geschichten?
Das ist sehr unterschiedlich! Grundsätzlich muss ich sagen – so plump sich das anhört – man muss Augen und Ohren offen haben und einfach ein Interesse an Geschichten haben! Ich habe schon so oft Interviews geführt und während des Gespräches hat sich dann die eigentliche Geschichte ergeben. Ich bin kein großer Fan davon, mit einem gewissen Focus an Interviews zu gehen.
Aber klar, ich bediene mich natürlich auch der klassischen „Informationslieferanten“ und lese viele Webseiten, am liebsten englischsprachige, scanne dann ein wenig den deutschen „Markt“ und dann liefert natürlich sehr oft der Tag die Geschichte, wie z.B. kürzlich die Gottschalk Trennung, die dann plötzlich an einem „ruhigen“ Montag aufploppt!
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Das ist vielleicht das Spannendste an meinem Job: sehr, sehr viel passiert ungeplant! Das ist natürlich auch stressig, aber ich mag es nach all den Jahren immer noch. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass ich morgens in die Redaktion komme, dann eine Videokonferenz mit Köln habe und wir die Themen des Tages besprechen und ich dann entweder einen Beitrag für die Sendung am Abend vorbereite! Es kann aber auch sein, dass ich einen US-Star zum Interview treffe oder erst später ins Büro komme, weil ich am Abend zu einem Event muss! Die Tage sind sehr unterschiedlich! Freunde zu treffen ist manchmal schwierig, aber am Ende alles eine Frage der Organisation!
Wie sehr hat sich dein Job als TV-Redakteur durch die Digitalisierung verändert?
Es hat sich extrem viel geändert! Manches ist perfekt, anderes stresst einen doch ziemlich! Zum einen muss ich sagen, dass Instagram und Facebook oder YouTube natürlich ein Segen ist/sind im Sinne der Recherche und Berichterstattung. Viele Promis nutzen diese Kanäle sehr stark und wir bekommen die Geschichten frei Haus “serviert“!
Heidi postet sich inklusive Tom in diversen Insta- Storys und gibt auch noch Interviews! Perfekt! „Früher“ gab es sowas nur über teure Paparazzi Agenturen und dann kamen natürlich auch noch die Persönlichkeitsrechte dazu! In dem Moment, wo ein Promi so etwas über seinen offiziellen Account raushaut, sieht es natürlich anders aus!
Das Problem ist dabei aber natürlich, dass alles extrem schnell geworden ist, d.h. eine Geschichte, ein Post ist abends „alt“ und schon millionenfach viral gegangen! Mit sowas kann man dann 6 Stunden später nicht mehr um die Ecke kommen bzw. man braucht dann schon noch etwas Exklusives dazu. Das ist der Anspruch, den man oder besser gesagt die Sendung hat!
Ich würde aber sagen, dass die Vorteile der Digitalisierung überwiegen! Man recherchiert so gezielt Geschichten, bekommt Infos und gerade in meinem Job geht es eben auch sehr oft um Schnelligkeit.
Du bist ja auch hin und wieder noch als Reporter am Roten Teppich unterwegs. Was sind für dich optimale Bedingungen bzw. was geht gar nicht?
Ich mag es einfach, wenn es gut organisiert ist. Ich habe schon zu oft und zu lange bei Veranstaltungen gestanden, wo einfach ganz viel nicht geklappt hat! Oftmals ist da einfach auch ein falsches Verständnis von Seiten der Veranstalter oder der betreuenden Agentur! Wir, bzw. ich sind keine Bittsteller, das mein ich nicht arrogant. Es geht darum, dass wir optimale Arbeitsbedingungen vorfinden möchten als Journalisten, da wir ja mehr oder weniger als Multiplikator des Events gelten.
Ich bekomme einfach zu viel, wenn ich so Antworten bekomme wie „wer zuerst kommt, bekommt den besten Platz am Teppich“ oder „arrangieren sie sich doch mal mit ihren Kollegen“ oder man verwundert angeguckt wird, wenn man sagt das 30cm Stehfläche für Redakteur, Kameramann und Ton Assistent doch etwas wenig ist. Ich frag mich dann immer, ob man nicht überlegt, wenn man 40 Fotografen einlädt und noch zehn Kamerateams und sich dann fragt warum 10 Meter nicht ausreichen – um es jetzt mal überspitzt auszudrücken!
Natürlich ist so ein Teppich kein Wellness Urlaub und es geht oft hysterisch zu, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass sehr viel Unwissen bezüglich der Organisation vorliegt! Sagen wir es mal diplomatisch! Deshalb freu ich mich immer, wenn ich mit Menschen zusammenarbeite, die ich schon lange kenne und die einfach wissen, wie es geht!
Du führst regelmäßig Interviews mit (bekannten) Menschen. Welche drei Tipps würdest du Anfängern für eine solche Situation geben?
Ich bin kein großer Fan von Ratschlägen, da ich die meisten Dinge aus dem Bauch heraus entscheide bzw. der Situation anpasse. Aber wenn ich einen Rat geben würde, dann sicherlich den, niemals mit einem festen Konzept an ein Interview zu gehen. Gerade im Unterhaltungsbereich machen wir ja keine Operation am offenen Herzen.
Klar, gibt es gewisse Thematiken, die abgefragt werden müssen, wenn sie gerade z.B. aktuell sind, aber ich würde immer versuchen, ein entspanntes Gespräch zu führen. Dabei ergeben sich meist die eigentlichen Geschichten. Man sollte einfach offen sein, keine Angst vor seinem Gegenüber haben und relaxed an die Geschichten gehen! Ich weiß, dass sich das so leicht sagt, aber genauso gehe ich an meine Interviews ran. Ich versuche, dabei Spaß zu haben und spüre instinktiv wie weit ich geben kann!
Der Promi ist in keiner Bringschuld, er muss z.B. bei Promotion zu einem Kinofilm nicht nebenbei über seine gescheiterte Liebe sprechen, bloß weil der Redakteur oder die Redaktionsleitung sich das wünscht! Es gibt jedoch Möglichkeiten und eine offene Art die dazu führen können, doch noch genau die Antwort zu bekommen! Ich habe schon sehr große Überraschungen in Interviews erlebt!
Was sind für dich die drei wichtigsten Seiten im Netz?
Das variiert immer auch nach meinen Anforderungen. Natürlich habe ich ein paar Standardseiten, auf die ich täglich gehe, um einfach up to date zu sein, aber gerade, wenn ich z.B. auf Themensuche gehe, dann scanne ich im großen Stil. Insofern habe ich keine drei festen Seiten.
Hast du ein berufliches Erlebnis, welches dir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist? Welches und warum?
Ich bin kürzlich nach Osaka geflogen um Ed Sheeran zu treffen! Der ganze Trip war mehr oder weniger 24 Stunden „kurz“ und rückblickend surreal und spiegelt einfach auch wieder, wie „irre“ der Job sein kann! Ich bekam den Anruf aus Köln aus meiner Zentrale, ob ich „schnell“ nach Osaka könnte, weil wir ein Interview mit Ed Sheeran bräuchten für den Echo und ich sollte ihm auch seinen Echo überreichen!
Man bzw. ich steige also in den Flieger, hab den Echo im Gepäck, komm dort an, anderer Kontinent, anderes Land, treffe ihn, laufe danach ein wenig durch Osaka, esse Sushi und fliege nur Stunden später wieder zurück! Krasses Erlebnis! Ed Sheeran war übrigens sehr nett und hat sich 1000 mal bedankt, dass ich extra nach Osaka komme, weil er nicht konnte und ein Konzert gespielt hat!
Mit wem hattest du die spannendste Begegnung in deinem Job und wie lief sie ab?
Ich muss sagen, dass es da sehr viele gab und ich die Ehre hatte bzw. habe so viele tolle Menschen zu treffen. Ob das jetzt Lagerfeld war oder Robert De Niro oder Jodie Foster! Ich kann das selbst manchmal nicht glauben! Ich betreibe jetzt keinen Personenkult -sollte man in dem Job eh nicht machen- aber es gab da schon ein für mich sehr spezielles Date!
Madonna ist mir wirklich im Gedächtnis geblieben! Nachhaltig! Ich bin mit ihr aufgewachsen, bin Fan und die Dame hat ja einen gewissen Ruf! Bei der Queen of Pop war ich dann doch gut nervös und ich bin extra nach New York geflogen! Dazu kam, dass ich auch einen gewissen Druck spürte, denn es gab nur sehr wenige ausgesuchte Interviews und dann auch noch 30 Min. Das ist bei Promis eine halbe Ewigkeit. Normal sind 5-6 Minuten!
Die Situation war einfach absurd und irgendwie auch angsteinflößend! Treffpunkt Sotheby’s in New York und unfassbar viele Menschen wuselten rum. Irgendwann kam ein Assistent zu mir und sagte „you` re next“! Eine Regie war aufgebaut und ich sah sehr viele Kontroll-Monitore und dann durfte ich zu ihr! Da saß sie plötzlich und allein die Begrüßung werde ich nie vergessen: „Hi I´m Madonna!“
Ich muss ehrlich sagen, dass die ersten 10 Minuten absolut Horror liefen, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich aus dem Konzept bringen wollte und auf jede Frage eine Gegenfrage hatte. Mich hat das total gestresst und irgendwann waren wir an einem Punkt, wo ihr eine Frage von mir nicht passte und ich einen Tequila kippen musste. Zur Strafe! Fand sie lustig! Ab da war das Eis irgendwie gebrochen.
Ich habe mir dann gedacht „jetzt mach einfach und frag wie David fragen würde“ und hab aus dem Bauch gearbeitet und auch Witze gemacht. Das fand sie glaub ich cool! Ich weiß noch, dass wir nach dem Interview nett geplaudert haben, sie mir einen Spagat gezeigt hat und ihre Managerin zu mir meinte „you did a good job“! Nach dem Interview musste ich erstmal einen großen Rotwein runterkippen!
Du hast auch immer mal wieder Kontakt zu PR-Menschen. Wie können Sie deine Arbeit erleichtern?
Ich weiß, dass es ein „geben und nehmen“ ist. Es erleichtert die Arbeit einfach ungemein, wenn beide Seiten das wissen und professionell handeln! Will heißen: ich brauche eine Geschichte und der Kunde möchte natürlich irgendwie auch einen Nutzen haben. Es geht halt nicht, dass wir eine Produkt offensiv bewerben und der Kunde/ die PR Agentur versucht irgendwelche Daumenschrauben anzulegen! Es ist oftmals ein schmaler Grad und die PR Agenturen, also die Guten, wissen das auch!
Es ist einfach sehr zäh, wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, die keine Ahnung von ihrem Job haben und bzw. glauben, dass nur ein großer Name reicht und sie alles diktieren dürfen. US Managements oder Agenturen machen das sehr oft und es gibt da wirklich absurde Situationen. Aber zurück zur Frage, es gibt für einen guten Dreh und ein Interview immer einige „Zutaten“. Mit seinen langjährigen Kontakten spricht man einfach sehr offen und in der Regel wissen die auch genau, was man will und braucht, um eine erfolgreiche Berichterstattung als Output zu bekommen!
Was hältst du davon, wenn PR-Leute dir eine Anfrage per E-Mail schicken und anschließend hinter dir her telefonieren?
Ganz ehrlich? Natürlich nervt mich das manchmal, aber ich kann das zu 100% verstehen und finde es ja auch richtig! Das zeigt ja nur, dass die andere Seite ihren Job gut macht und nachhakt. Gerade in meinem Job bekomme ich am Tag gefühlt 20 Angebote und es ist dann einfach wichtig, dass ich da auch immer mal wieder dran erinnert werde.
Insofern finde ich es richtig und gut, wenn man hinterher telefoniert! Ich mach ja nichts anderes, wenn ich für die aktuelle Sendung unbedingt einen Interviewpartner brauche. Professionelles „Nerven“ ist also völlig ok!
Neben deinem Job bei Fernsehen, wo du ja auch als Moderator tätig warst, moderierst du große Veranstaltungen. Es ist oft schwierig, das Publikum sofort zu „knacken“. Hast du da Profitipps für Anfänger, die in die Bühnenmoderation möchten?
Für mich ist das gerade ein neues und spannendes Feld und ich merke, wie viel Spaß ich daran habe! Man ist im direkten Kontakt und erschließt sich wieder einen ganz neuen Personenkreis! Ich sag mal so: der Promi an sich hat ja gerne was zu „verkaufen“ und deshalb ist er auch nett! Wenn ich aber bei einem Event moderiere wie z.B. einen Tag der offenen Tür, dann können sehr viel mehr unvorhergesehen Dinge passieren und darauf muss ich vorbereitet sein!
Auch wenn ich mich jetzt wiederhole: auch bei der Moderation habe ich gemerkt, dass man einfach spontan sein sollte, echtes Interesse haben muss, gute Vorbereitung extrem wichtig ist und dann einfach laufen lassen! Möglicherweise ist das eine Stärke von mir, sehr schnell reagieren zu können. Im Studio ist es eine eher künstliche Situation und es ist sehr viel schwieriger als viele denken! Auf Knopfdruck funktionieren und auf den Punkt sein – nicht so easy!
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Man denkt schon ziemlich oft „wow“ – was für ein Aufwand und was für eine coole Aktion! Vor ein paar Monaten war ich in Amsterdam und da hatte Dua Lipa einen Auftritt. Also ein Mini Konzert nur für das Event. Man konnte dann ihren Song, extra für das Event mit einer App remixen und das fand ich schon ziemlich eindrucksvoll!
Welche drei Bücher, Blogs oder Podcasts haben dich persönlich inspiriert?
Ich habe zuletzt „Das drucken Sie aber nicht!“ von Sven Michaelsen gelesen und fand es super, dann muss ich immer sehr über Micky Beisenherz Blog: „Sorry, ich bin privat hier“ lachen und ansonsten teste ich einfach sehr viel aus, bin immer offen, wenn mir Freunde oder Kollegen etwas empfehlen!
Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln?
Ja auf jeden Fall! Ich finde das sehr interessant und durch meinen Job bin ich ja sehr viel in PR Kontakt! Manchmal denke ich mir, dass ich etwas anders machen würde, mein Input bestimmt gut sein könnte und ein anderes Mal gibt es Angebote, die jetzt nicht prinzipiell TV-mäßig umzusetzen sind, die mich aber dennoch sehr interessieren! Man sollte grundsätzlich offen sein, finde ich und das bin ich!
Vielen Dank, lieber David!