[*Werbung / Unternehmensnennung*]
PR-Profi, Podcaster, bekennender Hannoveraner und ein sehr unterhaltsamer Interviewpartner: Timo Lommatzsch! Der Mann dessen Namen ich immer nachschauen muss, bevor ich ihn richtig schreibe, spricht bei PRleben über die Zusammenarbeit mit Influencern, die schlechte Kommunikations-Arbeit der EU, seine Kindheitsträume und vieles mehr!
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Vom Job her bin ich Problemlöser und die meisten Probleme, die ich löse sind kommunikativer Natur. 😉 Ansonsten ist das eine recht lange Geschichte, die in aller Kürze so aussieht: Ich hatte ´ne Band und wollte Rock Star werden, wurde ich aber nicht – was ich im Nachhinein auch recht verständlich finde.
Nach 8 Semestern und keinem Abschluss habe ich dann eine Umschulung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien mitten in der großen End-90er Dotcomblase in Hamburg gemacht. Das war eine super spannende Zeit, in der ich bei einem Musikverlag und Management (Freibank – Einstürzende Neubauten bis Fettes Brot) sehr viel gelernt habe. Nach der Ausbildung bin ich dann als Produktmanager zu einem Techno/Deephouse Label gewechselt und habe mich dort auch um die PR und den (ersten deutschen) mp3 Shop gekümmert.
Nach einer Zwischenstation in Dortmund (Endkundenmailorder/ Onlineshop-Manager bei einem Band-Merchandiser), war ich dann auf einmal wieder in Hannover gelandet und dachte mir: studierste noch mal was und diesmal vielleicht sogar zu Ende: “Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit?” Das klingt doch interessant … Und da ich eh schon ein paar Jahre am Bloggen war und viel mit Social Media machte, konnte ich dann in der ersten „Web 2.0“ Welle neben dem Studium bereits direkt Agenturen und Unternehmen beraten.
Nach dem Studium bin ich nach Hamburg zu Molthan van Loon gegangen und habe dort die Digital Unit aufgebaut, später wurde ich da auch Geschäftsführer und nach 10 Jahren Pendelei zwischen Hannover und Hamburg, hatte ich die Chance auf den jetzigen Job und wurde also Geschäftsführer von MT-Medien in Hannover, was eine Agentur für Unternehmenskommunikation, Digitale Kommunikation und Content Marketing ist.
Hast du so etwas wie einen typischen Arbeitstag? Wie sieht der aus?
Ich habe kurz überlegt, aber nein, den gibt es nicht.
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ich mag die Definition: „PR ist das Management von Meinungsbildungsprozessen“. Gute PR ist Kommunikation, die effizient ihre Ziele erreicht. Sehr gute PR nimmt dabei dann auch noch Rücksicht auf die Belange aller involvierten Stakeholder und nimmt diese bestmöglich wahr.
Mittlerweile brauchst du für gute PR so viele unterschiedliche Leute, mit unterschiedlichen Skills, da lässt sich das schwer runterbrechen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte. Das wäre zu einseitig, du brauchst ja Spezialisten und Generalisten in vielen Bereichen in deinem Team.
Aber vielleicht für den Generalisten, der sollte zu aller erst ein sehr guter Zuhörer und Beobachter sein. Zudem ist ein umfassendes Know-How und Verständnis von gesellschaftlichen und technischen Trends wichtig, Neugier, brennende Leidenschaft für analoge und digitale Kommunikation mit Menschen und die Fähigkeit sich in das Gefühlsleben und den Bezugsrahmen von unterschiedlichsten Zielgruppen hineinzudenken.
Ist die Digitalisierung für die PR-Branche Chance oder Risiko?
Für jede Branche ist die Digitalisierung Chance und Risiko zugleich. Für die PR an sich, nicht als Branche, sondern als Kommunikationsdisziplin, ist sie ein Katalysator. Alle machen jetzt PR, es ist die dominierende Kommunikationsform geworden, aber kaum einer nennt es noch PR 😉
Zusammen mit dem Kollegen Sachar Klein produzierst du den Podcast „Talking Digital“. Du darfst dir nun drei Gäste wünschen. Welche wären das und welche eine Frage würdest du ihnen jeweils am liebsten Stellen?
Das ist schwer, denn bisher haben wir wundersamer Weise alle Gäste bekommen, die wir angefragt haben. 😉
Ich würde gerne einmal mit Paul Watzlawick reden, über sehr vieles, aber auch darüber wie Internet, Social Media aus seiner Sicht das Entstehen der Wirklichkeiten verändert hat. Leider ist das nicht mehr möglich. Und ich hätte gern einmal Shel Holtz und Neville Hobson wieder zusammen in einem Podcast und würde mit ihnen die Entwicklungen der letzten 15 Jahren reflektieren wollen.
Sonst fällt mir niemand ein gerad so spontan, obwohl, ein langes Gespräch am Kamin mit Magaret Weis und Tracy Hickmann ist so ein alter Kindheitstraum von mir. Das hätte dann aber nix mit PR zu tun …
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Reichweite als strategisches Ziel zu verstehen, ist der größte Fehler. Egal ob analog oder digital: man sollte immer genau hinschauen, wen erreicht meine Kommunikation wirklich und was löst sie bei der Zielgruppe aus?
Was ist dir persönlich im Umgang mit Journalisten / Berichterstattern wichtig?
Den Journalisten die bestmögliche Unterstützung für Ihre Arbeit zu geben.
Du hast zusammen mit der wunderbaren Kollegin Annika Schach das Buch Influencer Relations herausgegeben. Warum sollten Kommunikatoren dieses Buch lesen?
Vor allem wäre es schön, wenn Marketing Verantwortliche dieses Buch lesen würden, denn es geht in dem Buch sehr stark um den Relationsaspekt von Influencer Kommunikation. Ich denke, das immer noch weit verbreitete Verständnis von Influencern als buchbare Plakatwände ist schädlich für die gesamte Social Media Kommunikation. In dem Buch wird aufgezeigt, wie es anders gehen kann.
Würdest Unternehmen eher zu einer Zusammenarbeit mit „Mikro-Influencern“ raten oder sollten sie sich an die großen a la Caro Daur, Novalanalove und Co. wenden?
Das kann man pauschal nicht sagen, das hängt jeweils von dem Unternehmen, den Zielen und der Zielgruppe ab. Aber es kann natürlich äußerst sinnvoll sein – beides. 😉
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die dich begeistert hat? Wenn ja welche und warum?
Oh da gibt es zu viele, jetzt sich auf eine zu beschränken, wäre gemein. Aber ich möchte an dieser Stelle mal eine Lanze für Mirko Kaminski brechen: Mirko macht einen grandiosen Job! Er ist einer der wenigen, wenn nicht der einzige, der wirklich umfassend und reichweitenstark PR für PR macht, nicht nur für seine Agentur, sondern für die ganze Branche. Das ist ganz wichtig und ich find das wirklich großartig!
Ich habe aber auch ein negatives Beispiel: die EU. Ich bin von ganzem Herzen leidenschaftlicher Europäer und ich finde es katastrophal, ja brandgefährlich, wie mies die Kommunikation der EU ist. Es ist erschütternd.
Wie stehst du zu Pressemitteilungen?
Eine richtig gute, inhaltlich relevante und gut aufbereitete Pressemitteilung, die an den richtig ausgewählten Verteiler verschickt wird, ist immer noch äußerst wichtig und effektiv. Leider sind das anscheinend 90% der Pressemitteilungen nicht.
Verrätst du uns drei Bücher die dich beruflich/ persönlich weitergebracht haben?
Beruflich ganz klar: Paul Watzlawick „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ und „Die PR- und Pressefibel: Ein Praxisbuch für Ein- und Aufsteiger“ von Schulz-Brudoel – der Klassiker für alle PR Einsteiger, immer noch Gold wert. Damit habe ich damals als Praktikant allein meine erste Pressekonferenz organisiert.
Privat, puh, das sind auch zu viele, das wäre jetzt auch gemein, mich da zu beschränken. Aber ich versuch es mal: die Tagebücher von Anais Nin, alles von Phillip K. Dick, von Oskar Wilde und von Jane Austen, “Rettet die Königin – das Revolutionstagebuch” von Hans Axel von Fersen, “Cryptonomicon” von Neal Stephenson, einiges von Elisabeth Kübler-Ross, Alan Moore, Yuzo Takada usw. usw.
Ich muss aber auch sagen, dass mich beruflich vor allem Podcasts und Blogs „weitergebracht“ haben.
Vielen Dank, lieber Timo!
Ein Gedanke zu „„Alle machen jetzt PR, aber kaum einer nennt es so!““
Kommentare sind geschlossen.