“Any PR is good PR?” Das ist sicherlich Ansichtssache. Manch einer würde ohne ein Schulterzucken sagen: “na klar!”
Dann gibt es andere, oft große Unternehmen, die eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie PR auszusehen hat, damit es gute PR ist. Bei Letzteren kann es so weit gehen, dass sie manchmal möglicherweise doch lieber darüber nachdenken sollten, eine Anzeige zu schalten.
Beim Durchblättern der verschiedenen Zeitschriften und dem Klicken durch diverse Seiten im Netz fallen mir immer wieder geniale, aber auch ziemlich üble PR-Aktionen ins Auge.
Ein paar ungewöhnliche PR-Beispiele möchte ich euch hier vorstellen.
KOMMUNIKATION DIE NACH HINTEN LOSGING = PR-Fails
1. Kosmetikmarke verliert ihr Gesicht
Nicht besonders schlau war die Kommunikation der thailändischen Kosmetikmarke Seoul Secret. Mit einem Whitening-Produkt für die Haut, was dort nicht ungewöhnlich ist, wollten sie erfolgreich Aufmerksamkeit erregen.
Aufmerksamkeit bekamen sie, doch der Slogan „white makes you win“ war nicht gerade förderlich, was die positive Positionierung anging. Für den vermeintlich rassistisch anmutenden Video-Spot entschuldigte sich der Konzern. Hier gibt es Details.
2. Methodist wirbt für Alkohol
Der britischer Apfelwein-Hersteller Bulmers, der zum Konzern Heineken gehört, ist in die Kritik geraten, nachdem er einen Vorzeigemann der Methodistenkirche in Werbespots zeigte.
Der gute Hugh-Price-Hughes kämpfte sein ganzes Leben gegen den Konsum von Alkohol und wurde dort mit dem „Teufelszeug“ in Verbindung gebracht.
Der Getränkehersteller dachte, er verwende in seiner Werbung ein Bild von Reverend CH Bulmer, dem Mann mit dem alles begann. Er hatte seinen Söhnen vor rund 125 Jahren das Geld gegeben, um das Business zu starten. Da lag aber leider eine Verwechslung vor. Die Methodisten fanden das nicht so witzig. Berichtet wurde natürlich.
3. Schulz hat`s nötig
Kurzzeit-SPD-Hoffnung Martin Schulz hat neulich Besucher einer seiner Veranstaltungen aufgefordert, ihn ein wenig mehr anzufeuern. Es war ja schließlich Fernsehen anwesend.
Schade nur, dass das Team auch Schulz´-nicht gerade freundlichen- Appell an sein Gefolge mitgedreht hat.
…missglückte Personality-PR.
4. Recht(s) dumm gelaufen
Eine unfreiwillig ziemlich lustige PR leisteten sich vor drei Jahren die Anhänger der Pegida-Partei in Mecklenburg Vorpommern.
Bei einer ihrer üblichen Demonstrationen gingen sie mit ihren Parolen-Plakaten auf die Straße. Für weitere Infos verwiesen sie dort auf die Internetseite „mvgida“. Das sollte stehen für “Mecklenburg-Vorpommern gegen die Islamisierung des Abendlandes“.
Anscheinend wurden die Plakate kurz vor der Abschlusskundgebung verteilt. Die URL führte allerdings nicht auf die Homepage der rechten Gruppe, sondern auf die Seite für ein Nazi-Aussteigerprogramm. Die ganze Geschichte gibt es bei Meedia.
KOMMUNIKATION DIE BEEINDRUCKT = PR-FAVORITS
1. Bambi für den Papst
Dass ich noch immer von der Idee begeistert bin, spricht wohl dafür, dass sie richtig gut war. Wie viele Preisverleihungen gibt es in Deutschland? Jede Menge! Wie viele davon gehen in der Presse ziemlich unter? Die meisten.
Gut, die Bambi-Verleihung ist nie komplett untergegangen, aber einfach mal dem Papst einen Preis für seine „praktizierte Nächstenliebe“ zu überreichen, war eine geniale Idee. Die Presse war voll mit Ankündigungen zur Preisverleihung und jeder, der sich die Übergabe anschauen wollte, war im Vorfeld informiert. Super!
2. #rainbowvillage
Auf eine Aktion, die mich berührt, bin ich neulich in der Grazia gestoßen. Dort wird über das Dorf Kampung Palangi auf Java berichtet. Vor gar nicht langer Zeit war der Ort in den Slums grau, trist und trostlos. Besucher kamen so gut wie nie. Es gab auch keinen Grund. Da wurden die Bewohner aktiv.
Erst renovierten sie ihre Baracken und dann malten sie sie in allen Farben des Regenbogens an. Die 232 Häuser sind ein totaler Hingucker und die Bilder ein Renner in den sozialen Netzwerken. Die Investition kurbelt die Wirtschaft an und hat u.a. für eine stabile Trinkwasserversorgung gesorgt! #ILIKE
3. Rennen für die Marke
Der größte, längste, stärkste, kälteste Wasauchimmer…. Superlative sind schon fast eine Garantie für einen PR-Erfolg. Nur eines von sehr vielen Beispielen dafür ist der Human Race, den die Marke Nike im Jahre 2008 veranstaltet hat.
Damals gingen in 25 Städten weltweit rund eine Millionen Menschen an den Start. In Deutschland waren über 12.000 Läufer in München dabei. Nach dem Lauf gab es verschiedene Live-Konzerte. ProSieben sendete Online ein Special zu dem Event in Bayern. Überall auf der Welt war der jemals größte Laufevent ein Thema in der Presse (BILD, The Times, Der Tagesspiegel, Marie Claire und andere).
4. Hotelzimmer aus Schokolade
Der belgische Schokoladenhersteller Godiva hatte sich zum Valentinstag etwas Besonderes einfallen lassen: „In einem New Yorker Hotelzimmer ist jetzt alles aus feinster Schokolade:
Der Tisch besteht aus Pralinen, der Kaminsims duftet verführerisch nach Kakao, und vom Kronleuchter baumeln Schokoperlen. Sogar die Kunstwerke an den zartbitter getäfelten Wänden im Stil von Jackson Pollock sind aus schwarzer und weißer Schokolade…“ so hat die WELT berichtet, und das obwohl Europäer bei dem Gewinnspiel um eine Übernachtung gar nicht teilnehmen konnten! Die Berichterstattung war international.
Sollten euch lustige, skurrile, dumme oder sonstige PR-Aktionen unterkommen, lasst sie mich gerne wissen.