Journalismus und PR: Liaison d´amour oder Zweck-Ehe?

Julian Mengler – Chefmoderator ENERGY Sachsen und Eventmoderator – erzählt, was er sich von PR-Menschen wünscht.

Moderator Julian Mengler

Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?

Ich bin Chefmoderator bei ENERGY Sachsen. Ich leite die Redaktion und moderiere täglich den Vormittag und zusätzlich Bühnenevents. Während meines Studiums an der BiTS Iserlohn habe ich ein Pflichtpraktikum in der Redaktion meines Heimatradiosenders gemacht und bin geblieben. Nach 2 Wochen habe ich das Angebot für ein Volontariat bekommen, habe es angenommen und mein Studium vorzeitig beendet. In meiner Ausbildung habe ich den ersten professionellen Internet-Jugendradiosender yourzz.fm geplant und aufgebaut. Bis heute habe ich meinen Studienabbruch nicht bereut – so viel Praxis hätte ich in keiner Uni der Welt lernen können. Seit 2011 moderiere ich bei ENERGY Sachsen und leite seit 2012 die Redaktion.

Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…

Für meine Sendung gehe ich mit offenen Augen durch die Welt. Daneben sind alle Social Media Kanäle perfekt für die tägliche Themenrecherche. Was sind die wirklichen Themen meiner Hörer? Nur bei facebook teilen sie ihr Leben derart intensiv mit mir. Über facebook finde ich auch für jedes Thema einen Ansprechpartner aus der Zielgruppe. Themen finde ich zudem über die Webseiten der lokalen Zeitungen, Twitter, Ticker, Blogs und Promi-Webseiten.

Was bedeutet für dich gute PR?  Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?

Gute PR bedeutet für mich eine zielgruppengenaue Belieferung mit relevanten Inhalten. Ein guter PR- Mensch sollte seinen Kunden kennen(lernen), das Produkt kennen und einschätzen können. Durch die tägliche Reizüberflutung mit Angeboten per Mail hebt sich ein guter PR-Mensch durch genau diese Eigenschaften von der Masse ab. Je besser er das Produkt kennt, desto besser kann er die spätere redaktionelle Verwendung abschätzen. Weiter sollte er oder sie kommunikativ sein, auch mal ohne eine Themenanfrage den Kontakt suchen und den Kontakt zur Redaktion pflegen.

Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?

Mir bleiben PR-Aktionen im Kopf, die sich nicht nach PR anfühlen. Außerdem solche, die sowohl für mich als auch für meinen Hörer einen Mehrwert bieten. Exklusive, sendefertige Töne machen ein Thema aus Radiosicht auch rund.

Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?

Ein PR-Mensch sollte vermeiden, einen Kunden als „Mittel zum Zweck“ zu sehen und ihn dementsprechend zu behandeln. Ich würde mir wünschen, dass nach Verwendung von Material Feedbacks abgefragt werden. Das kann ein Satz per Mail sein. Viele Ideen könnten sich so viel besser entwickeln und die Agentur kann sich noch besser auf ein Medium einstellen und dementsprechend zuarbeiten.

Negativ in Erinnerung bleiben mit Angebote, die aus Sicht der Redaktion unpassend sind oder einfach zu spontan kommen. Auch ein Radiosender muss redaktionell vorplanen – ein Angebot am Vorabend ist sehr schwer umsetzbar. Ich würde mir zum Beispiel am Anfang eines Monats einen Überblick wünschen, welche Themen anstehen – so könnte ich mich für bestimmte Themen in eine Art Newsletter eintragen lassen.

Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?

Am liebsten sind mir Angebote, die auf meine Zielgruppe zugeschnitten sind. Generell bin ich aber für alle Angebote offen – aus vielen lassen sich Themen generieren, wenn auch nicht direkt in der ursprünglich angebotenen Umsetzung.

Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?

Mich beeindruckt keine bestimmte Marke, sondern viel mehr alle, die sowohl Social Media als auch klassische Werbeformen gekonnt nutzen und vereinen. Weiter beeindrucken mich Marken, die gekonnt mit Kritik im Netz umgehen und diese im besten Fall für sich nutzen. Ein gutes Social Media Management ist meiner Ansicht nach die beste Werbung für ein Unternehmen im Jahr 2015.

Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?

Ich könnte mir durchaus vorstellen, in die PR zu wechseln. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Vielen Dank, Julian!

3 Gedanken zu „Journalismus und PR: Liaison d´amour oder Zweck-Ehe?

Kommentar verfassen