… dass ein TV-Redakteur der ARD so etwas mal sagen würde, wäre vor 10 Jahren wahrscheinlich fast undenkbar gewesen. Überall hinterlässt die Digitalisierung ihre Spuren. PRleben hat mit dem Fernsehmann Teo Jägersberg, vom SWR, über PR, Social Media und Rote Teppiche gesprochen.
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Seit knapp 9 Jahren bin ich Reporter beim SWR Fernsehen im Studio Karlsruhe und beackere querbeet viele Themen bei uns in der Region für das Landesprogramm, aber bunte Nummern auch für Brisant in der ARD. Vor allem bin ich “Beitrags-Macher”, aber auch immer mal wieder vor der Kamera für Live-Schalten. Ich komme aus dem Sport, war 15 Jahre bei verschiedenen Regionalsendern und beim damaligen DSF.
Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?
Themen anleiern, drehen, in den Schnitt gehen, aber auch hin und wieder Hörfunkbeiträge produzieren.
Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten?
Ich finde einige Themen über Social Media, genauso werde ich über Facebook und Co. von Menschen kontaktiert, die mir Themen vorschlagen. Ansonsten läuft auch vieles über persönliche Drähte zu Pressesprechern, Künstlern, Sportlern und Wirtschaftsmenschen.
Du bist auch als Reporter an Roten Teppichen unterwegs. Was sind für dich die optimalen Bedingungen und was geht gar nicht?
Schön ist es, wenn ich mit meinem Kamerateam arbeiten kann, ohne von Fotografen niedergeschrien zu werden, dass wir ihnen im Bild stehen. Meiner Erfahrung nach, ist es aber mittlerweile besser geworden mit der Organisation am Roten Teppich. Jedenfalls da, wo ich mich rumtreibe.
Gar nicht schön ist es, wenn die “Roter-Teppich-Gänger” uns links liegen lassen und nicht mal für kurze O-Töne bereit sind.
Welcher Dreh / welche Geschichte ist dir in deiner Laufbahn als Redakteur am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben und warum?
Vor über 20 Jahren war ich ganz stolz, ein Interview mit dem damals mächtigsten Sportfunktionär der Welt, IOC Chef Samaranch, klar gemacht zu haben. Hat auch gut geklappt. Aber später im Schnitt stellte ich fest, dass der Kameramann bei Beginn des Interviews die Kamera ausgemacht hatte. Das war bitter.
Wie sehr hat sich dein Job in den letzten Jahren durch die Digitalisierung verändert?
Es gibt immer mehr Multimedialität. Ich liefere auch Inhalte für Online mit Fotos und Videos für unsere SWR-Seiten. Außerdem mache ich auch Hörfunk-Stücke.
Die Vernetzung der Gewerke TV/Hörfunk/Online ist gerade bei uns im Studio Karlsruhe schon sehr groß.
Bist du als TV-Redakteur auch für die Bestückung eurer Onlinekanäle zuständig?
Ich liefere Inhalte, die ich bei Drehs mit meinem Kamerateam und zusätzlich noch mit meinem Smartphone produziere.
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Eine wichtige Eigenschaft ist, die eigene Botschaft so zu transportieren, ohne die Journalisten verbiegen zu wollen. Eine gewisse Originalität kann auch nicht schaden, um die Medien für sich zu gewinnen.
Ein guter PR-Mensch sollte auch flexibel sein, spontan auf neue Situationen reagieren können, ohne zum Beispiel das Fernsehteam zu vergraulen.
Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?
Mit der Einladung zum Mittagessen mit dem Finanzminister in Berlin kann ich weniger anfangen. Mit dem Golfturnier in St. Moritz sieht das schon anders aus. Nein, im Ernst… bei uns sind es eher ein paar frische Erdbeeren und Spargel bei Drehs vom Ernten oder vielleicht mal eine Flasche Wein vom Winzer oder von Tony Marschall . Das hält sich in Grenzen und ist auch gut so.
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Als Tiger Woods von seinem Hotelbalkon in Heidelberg hunderte Golfbälle in den Neckar schlug, das fand ich stark. War aber, denke ich, keine PR-Aktion. Wer weiß… ;)…
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Meistens wurde ich gut bedient. Klar, trifft man auch mal überfordert wirkende PR-Menschen. Aber auch das ist das Leben.
Wie wichtig ist der Bereich Social Media für deine Arbeit? Welche drei Kanäle nutzt du regelmäßig?
Facebook ist meine klare Nummer 1, gefolgt von Instagram und Twitter. Ohne Social Media kann ich mir meine Arbeit nicht mehr vorstellen. Als Info-Quelle , aber auch als Ausspielweg für Links zu meinen Beiträgen und Teaser mit Fotos und Videos.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?
Red Bull hat da schon viel auf die Beine gestellt. Die vielen verrückten Flugzeugnummern, Baumgartners Sprung aus dem All, RB Leipzig. Da schmeckt einigen die süße Koffeinbrause gleich viel besser.
Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Die Themenvielfalt, die ich jetzt als Reporter im Studio Karlsruhe beim SWR habe, will ich nicht eintauschen. Das ist mein Traumjob.
Vielen Dank, lieber Teo!