Was sind die schlimmsten Fehler, die PR-Leute begehen können, wie finden Journalisten ihre Themen und wie ist es, für die eigene Mutter den passenden Mann zu suchen? Unter anderem darüber spricht die Radio-Redakteurin Magdalena Bienert im Interview mit PRleben .
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin Journalistin beim öffentlich-rechtlichen Hörfunk. Ich arbeite hauptsächlich als Reporterin und Autorin, suche und finde interessante Geschichten und mache daraus Kino im Kopf, wie wir so schön sagen. Alles fing mit einem Praktikum bei Radio Fritz vom rbb an – inzwischen mache ich (mit kleinen Unterbrechungen und Ausflügen zum Fernsehen) seit 16 Jahren Radio.
Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?
Da ich freiberuflich bin, gibt es wirklich keine „typische Arbeitswoche“. Manchmal bin ich sieben Tage im Sender und mache tagesaktuelle Berichterstattung, dann wieder gibt´s Homeoffice und Home-Production oder Abendtermine, bei denen eine Konzertreview nachts noch fertig gemacht werden muss. Diese Abwechslung liebe ich!
Wie kommst du in deinem Job als am häufigsten an gute Geschichten?
Ich habe diverse Newsletter abonniert oder folge spannenden Organisationen und Leuten in den sozialen Netzwerken, lese Zeitungen und Blogs, hab immer Augen und Ohren offen und jede Geschichte von Freunden wird sofort journalistisch gescannt (heimlich natürlich!) und so werde ich meistens fündig. Bei weitläufigen Oberthemen finde ich Brainstormings mit Mehreren immer gut.
Aber ich bin auch in der komfortablen Situation, oftmals „eingekauft“ zu werden, so dass ich bereits gesetzte Themen dann umsetzen kann.
Welche Geschichte ist dir in deiner journalistischen Laufbahn am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben und warum?
Das sind drei Interviews mit jungen Frauen, deren persönliche Geschichte mich sehr berührt hat: es ging um Abtreibung, Missbrauch und sogar um die Rekonstruktion des Jungfernhäutchens, damit eine Muslima nach der Hochzeitsnacht ihrer Familie „ein blutiges Laken“ präsentieren konnte. Dabei habe ich sie begleitet, wurde von Reporterin zur Verbündeten – sehr aufwühlende Wochen waren das.
Wie sehr hat sich der Job beim Radio in den letzten Jahren durch die Digitalisierung verändert?
Außer, dass wir jetzt natürlich auch verstärkt Netzthemen behandeln, generieren wir dadurch auch viele Ideen. Außerdem ist es möglich, parallel noch mit kurzen Videos und Fotos zu arbeiten und Beiträge werden nicht mehr einfach „versendet“. Viele sind in Mediatheken oder als Podcasts verfügbar. Überhaupt: Podcasts – eine wunderbare Möglichkeit, um Formatsendern etwas entgegenzuhalten.
Ganz aktuell bist du mit einem besonderen Podcast an den Start gegangen. Und das nicht alleine, sondern zusammen mit deiner Mutter. „Ein Mann für Mama“. Erzähl doch mal kurz, worum es genau geht.
Gemeinsam mit meiner Mama suchen wir nach einem Partner für sie. Sie ist eine emanzipierte, selbstständige, witzige und kluge Frau – aber mit Männern ist es schwierig. Vielleicht, weil sie so eine starke Persönlichkeit ist. Also sind wir in die Offensive gegangen: haben Anzeigen geschaltet, selbst reagiert oder waren tanzen. Das macht unglaublich viel Spaß und bringt unser Verhältnis auch noch mal auf eine neue Ebene.
Wie hast du deine Mutter zu dem Projekt überredet?
Irgendwie konnte sie gar nicht “Nein” sagen. Als ich ihr nämlich den Vorschlag unterbreitet habe, war sie quasi auch schon mitten drin in den ersten Aufnahmen! Nachzuhören in der 1.Folge – das war kein Fake 😉
Was war bisher das absolute Highlight bei eurer Suche?
Ich fand es sehr, sehr lustig im traditionellen „Café Keese“ in Charlottenburg. Da war Discofox-Party, die Drinks stark und billig und das Ambiente absolut retro –wie im Film. Und ich habe Dank eines 68jährigen einen Blitztanzkurs bekommen.
Wie wichtig ist der Bereich Social Media für dich? Welche drei Kanäle nutzt du regelmäßig?
Schon wichtig, aber manchmal nervt es mich, wie viel Zeit ich damit in meiner Freizeit verbringe, aber Facebook, Instagram und ab und zu Twitter sind manchmal zu magnetisch 🙂
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ein guter PR-Mensch schafft es, mich nicht zu nerven, aber dennoch klar seine Botschaft rüberzubringen. Und er spürt, dass, wenn ich nicht reagiere, das ein gutes Zeichen ist, dass sein Thema bei mir gerade nicht auf offene Ohren stößt und ruft nicht noch 3x an.
Du bekommst als Redakteurin sicher auch viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?
Ich liebe neue Produkte: Beauty, Superfood oder ein tolles Buch – solche Infos und Kostproben finden in mir immer eine feedbackende Abnehmerin, genauso wie Einladungen zu spannenden Mode- und Musikevents.
Womit ich nichts (mehr) anfangen kann, sind Song-Snippets von „aufstrebenden neuen Talenten“, und Rechtschreibfehler in PM´s gehen halt gar nicht (der Kracher war mal ein Event, bei dem jemand als „wahre Koniphäre“ seines Fachs angepriesen wurde).
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Ich mag gut gemachte Spontan-Aktionen oder Pop-up-Stores
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Rechtschreibfehler und Aufdringlichkeit. Mmmh, die negativen hab ich verdrängt!
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?
Dass es Coca Cola geschafft hat, dass nicht Wenige glauben, der Weihnachtsmann wäre in seinem rot-weißen Outfit die Erfindung des Zuckerwasserherstellers, finde ich beachtlich.
Könntest du dir vorstellen, vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Diese Frage hab ich mir noch nie gestellt und: Nein. Das klingt nach einem (meist) sittsamen Bürojob und ich liebe genau das, was ich gerade tue.
Vielen Dank, liebe Magdalena.