“PR-Menschen sollten mich nicht bedrängen”…

… mit dieser Einstellung ist die ehemalige Chefin vom Dienst von Antenne Bayern nicht alleine!

Darüber, über die Wichtigkeit von Leidenschaft im Job und wie sich die besten Geschichten finden lassen, spricht die Journalistin Claudia Dinges mit PRleben.

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Claudia Dinges, Journalistin

Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?

Ich bin seit dem 1. Juli beim Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. und leite dort die Abteilungen Evangelische Funkagentur und Fernsehen mit Korrespondenten-Büros in Bayern. Wir beliefern Sender in Bayern mit tagesaktuellen, sozialen, traditionellen Themen. Davor war ich jahrelang Bayern-Chefin, Chefin vom Dienst, Redakteurin und Reporterin bei Antenne Bayern. Beide Jobs haben sich einfach ergeben – ich sag immer, das Timing muss passen.

Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…

Ich sage immer zu unseren Praktikanten und Volontären: geht mit offenen Augen durch die Welt, redet aufmerksamer mit Eurer Familie und Freunden, stellt ihnen und auch wildfremden Menschen wie dem Taxifahrer und der Verkäuferin Fragen, was sie gerade beschäftigt, bewegt, worüber sie reden – das sind dann Eure Themen ! Neben Social Media, Newsseiten im Netz, Zeitungen, Zeitschriften, Kundenmagazine (Tipp: Apotheken Umschau), Radio und TV (Lieblingssendung: heute-journal) – das alles ist für mich Grundvoraussetzung!

Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?

Es fängt schon mal damit an, dass ein guter PR-Mensch sich verständlich am Telefon vorstellt und konkret in einem Satz zusammenfasst, was er will. Dann erwarte ich von ihm, dass er sich vorab (!) informiert, was für eine Zielgruppe hat der Sender/der Kunde und passt das Thema dorthin. Und sich vorher Gedanken gemacht hat, wie kann ich das Thema gut verkaufen und platzieren. Sind diese drei Punkte nicht erfüllt, möchte ich erst gar nicht weiterreden.

Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?

Ja – die Kampagnen des Autovermieters Sixt – provokant greifen sie tagesaktuelle Themen auf – wie zum Beispiel „Bahn-Streik – Mitarbeiter der Monats: Weselsky“ oder „Das Interview ohne Worte mit Steinbrück“ oder „Griechenland-Krise: Sixt akzeptiert wieder Drachmen“.

Mir gefällt auch, dass immer mehr Firmen versuchen, mit verfremdeten Bibeltexten die Aufmerksamkeit ihrer Kunden zu wecken. Die BILD-Zeitung zum Beispiel wirbt mit dem Slogan „Dein täglich ROT“, angelehnt ans Vaterunser „Unser täglich Brot“ oder die Baumarktkette Obi plakatiert „Eure Beete wurden erhöht“ – angelehnt an den Lukas-Bibeltext „Dein Gebet ist erhöht“.

Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?

Ich möchte nicht lange diskutieren und mich rechtfertigen müssen, warum ich Themenangebote ablehne. PR-Menschen sollten mich nicht bedrängen, sie bieten an, geben Anregungen und stellen die Exklusivität und das Alleinstellungsmerkmal für mich heraus.

Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?

PR-Menschen sollten ihren Kunden, den Aufgabenbereich, die Zielgruppe, den Stil kennen und daraufhin ein passendes exklusives Angebot machen.

Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?

Ganz aktuell hat mich am meisten und nachhaltig das Krisenmanagement der Lufthansa nach dem Germanwings-Absturz beeindruckt – und da vor allem die Worte, die Körpersprache und die Taten von Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr. Für mich haben sie in einer plötzlichen absoluten Ausnahmesituation zeitnah, offen und präzise informiert und kommuniziert und dabei auch Gefühle zugelassen und gezeigt.

Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?

Nein. Aktuell nicht, weil ich eben einen neuen Job angefangen habe und damit sehr glücklich bin… ich bin ein neugieriger, offener Mensch, der neue Herausforderungen sucht und gerne andere Menschen kennenlernt und neue Kontakte knüpft. Zudem lerne ich immer gerne beide Seiten kennen, dann weiß ich am besten, was mein Gegenüber erwartet. Bei allen Jobs in unserer Branche ist für mich <<Leidenschaft>> die Schlüsseleigenschaft – nur so funktioniert.

Vielen Dank, Claudia!

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