Ein guter PR-Mensch sollte hilfsbereit, kreativ und gute vernetzt sein. Das und mehr ist das Fazit, aus einem interesanten Gespräch mit dem RTL-Reporter Parviz Khosrawi.
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich arbeite bei RTL WEST als Reporter und moderiere das Kinomagazin KINO MIT PARVIZ. Zu meinem Job bin ich klassisch gekommen: zuerst habe ich bei der Zeitung angefangen. Dann bin ich zum Radio gegangen, und danach zum Fernsehen. Der Einstieg begann jeweils über ein Praktikum.
Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…
Das meiste läuft bei meiner momentanen Tätigkeit als KINOEXPERTE über den engen Kontakt zu den Presse-Agenturen des jeweiligen Filmverleihs. Die Agenturen laden mich ein, sie sind mit verantwortlich dafür, ob ich ein Interview kriege oder nicht. Der Rest läuft über Recherche im Internet und über Social Media. Die Recherche zu neuen Themen läuft zum einen über das Internet, zum anderen aber ergibt sich vieles auch aus dem Gespräch mit Leuten aus der Filmbranche, denen ich bei Branchentreffen und Medien-Events begegne.
Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?
Ein guter PR-Mensch sollte auf die Journalisten und deren Wünsche eingehen. Hat die Presse genügend gute Bilder/Fotos/Infos zum arbeiten, wird da meist auch ein guter Artikel oder Bericht draus. Kommunikationsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Engagement sind meiner Meinung nach das A und O für gute PR. Und ein guter Kontakt zu den Journalisten. Dann kommen sie gerne, weil sie wissen: am roten Teppich/Pressetermin/beim Interviews läuft es nach ihren Vorstellungen. Wenn eine Agentur bzw. der PR-Mensch nicht gut ist, bleiben einige Journalisten oder Fotografen auch schon mal weg, weil sie sagen: “Och nee, mit der Agentur nicht mehr. Das ist nur Chaos, da kriegen wir nicht das, was wir für unsere Arbeit benötigen.”
Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?
Es ist alles gut, was mithilft, dass gutes Sendematerial zustande kommt. Das kann zum einen sein, dass man am roten Teppich einen Star ein zweites Mal zum Interview bekommt (wenn es beim ersten Mal ein technisches Problem gab) aber auch eine gute und witzige Aktion bei einem Event, die zum Medienereignis/Tagesgespräch am nächsten Tag wird. Das kann zum Beispiel wie im Fall von Will Smith bei der I, ROBOT Premiere 2004 ein spontanes Konzert sein, das der Schauspieler für 25 Minuten am roten Teppich für seine Fans gibt. Oder Original-Requisiten wie das Original BATMOBIL, dass 2005 bei der BATMAN BEGINS Premiere in Berlin über den roten Teppich gefahren ist. Immer wenn hübsche Frauen im Abendkleid vorbei kamen, drückte ein Techniker auf den Knopf für die Antriebsturbine (die Feuer speit) und die Frauen erschreckten sich und schrien kurz auf – sehr zur Freude aller Fotografen, Reporter und natürlich auch der Fans.
Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?
Negativ ist immer, wenn man sich die Mühe macht über ein Event zu berichten und das Gefühl hat, der Veranstalter oder die Agentur geht gar nicht auf die Presse ein. Beispiel roter Teppich: Stars kommen zu spät, von 20 Kamera Teams kriegen nur drei ein Interview mit dem Top Act. Der Rest war umsonst drei Stunden vor Ort. Aber auch Kleinigkeiten wie: es ist 35 Grad heiß, man steht dicht auf dicht und es gibt nicht einmal ein Glas kühles Wasser für die Teams, die ihren Platz nicht verlassen dürfen. Oder umgekehrt: drei Stunden bei minus 10 Grad und keine Möglichkeit auf heißen Tee oder Kaffee.
Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?
Gar nichts anfangen kann ich, wenn ich nicht weiß was ich kriege und ob die Geschichte klappt. Ein Kamerateam kostet die Redaktion Geld. Auf einen Termin zu fahren, Kosten zu verursachen und dann mit leeren Händen zurück zu kommen ist eine schlechte Situation für jeden Reporter. Am liebsten ist mir, wenn vorher versichert werden kann: Interviews klappen, die und die Bildmotive klappen. Wenn das, was man vorher vereinbart hat, eingehalten wird – ist alles super. Hilfreich ist ebenfalls eine verlässliche Liste der geladenen Zusatzpromis (neben den Film/Musical/Showstars des eigentlichen Events). Solche Gäste sind wichtig, um eine vernünftige Geschichte zu machen. Oft bekommt man so (wenn die Stars aus dem eigentlichen Film oder der Musical Show nicht bekannt sind) trotzdem noch genügend Presse an den roten Teppich, wenn sich die Promidichte der geladenen Gäste im Publikum sehen lassen kann.
Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,. was beeindruckt dich daran?
In Sachen Marken/Firmen kann ich aus meinem Bereich Filmgesellschaften wie UNIVERSAL PICTURES, TWENTIETH CENTURY FOX, SONY PICTURES und CONSTANTIN FILM hervorheben. In Sachen Conventions macht die FedCon GmbH richtig gute Pressearbeit. Diese ist verantwortlich für die Conventions FedCon, RingCon und HobbitCon. Auf jede dieser Cons kommen bis zu 20 Hollywood-Stars und die Interview-Wunschliste wurde bei mir immer erfüllt. Auch mit der Agentur POSITION habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Da bekam ich auch immer alles, was ich für meinen Beitrag benötigt habe.
Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?
Ja, auf jeden Fall. Bei der richtigen Firma aus dem Bereich internationale Filmbranche könnte ich mir das für die Zukunft gut vorstellen. Ich finde PR-Arbeit wirklich spannend. Und die PR-Arbeit einer Agentur ist das wichtige Bindeglied zwischen einem Unternehmen und der Presse – die ja für die öffentliche Darstellung/Wirkung eines Unternehmens lebenswichtig ist.
Vielen Dank, Parviz!