Was im Vordergrund stehen sollte bei der Zusammenarbeit mit Schauspielern und über den Balance-Akt zwischen Privatleben und der Öffentlichkeit, unter anderem darum geht es im Gespräch mit der Schauspielagentin Harriet Hahlweg. Ein Interview mal nicht aus Journalisten-Blickwinkel, aber auf keinen Fall minder interessant…
Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin Inhaberin der Schauspielagentur agentur hahlweg, die ich nach 13jähriger Festanstellung vor zwei Jahren in München gegründet habe. Derzeit vertrete ich 20 Schauspieler und Schauspielerinnen und bin konzentriert auf die Betreuung und Vermittlung im Film-, Fernseh-, Theater- und Entertainmentbereich. Das beinhaltet Karriereplanung, Rollenakquise, Drehbuchlektorat, Vertragsverhandlungen, Beratung bei der Projektauswahl, Betreuung der Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.
In welcher Form kommst du mit dem Thema Presse- und Medienarbeit in Berührung?
Für Schauspieler ist es – heutzutage noch viel mehr als früher – wichtig, in den Medien präsent zu sein, um bei den Besetzungen auch einen gewissen Marktwert vorweisen zu können.
Umgekehrt wird es aber auch von Sendern und Verleihern erwartet, dass die Schauspieler den Film oder die Serie, in dem/der sie spielen, promoten. Dazu gehören Auftritte in Talkshows, Interviews, Präsenz auf dem roten Teppich u.ä.
Worauf legen Künstler -und auch ihre Agenten- bei PR-Menschen Wert?
Auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Es geht nicht darum, den Künstler schnell und möglichst breit in den Medien zu platzieren, sondern darum, langfristig ein Image aufzubauen, das glaubwürdig ist. Reine Medienpräsenz führt nicht zwingend zu mehr Rollenangeboten.
Dabei muss man manchmal auch zwischen PR-Arbeit für den Künstler und PR-Arbeit für seinen Film (das Produkt) unterscheiden. Es geht nicht nur darum, Hochglanzmedien zu bedienen, sondern oft auch darum, eine breite Masse zu erreichen, um Zuschauer zu generieren, was dann wiederum den Marktwert steigert. Da muss man von Fall zu Fall abwägen.
Ich finde es auch wichtig, dem Künstler alle Möglichkeiten der PR-Arbeit aufzuzeigen, um dann gemeinsam die passende Strategie zu wählen. Ein Künstler sollte verstehen, warum er das eine Interview gibt und warum ein anderes vielleicht nicht. Es muss auch eine klare Vereinbarung darüber geben, inwieweit Privates in die Öffentlichkeit getragen wird, und es bedarf der Aufklärung, was das möglicherweise langfristig für Konsequenzen haben kann. Man sollte sich schon gut überlegen, ob man seine Hochzeitsfeier an eine Zeitung verkauft – das Interesse an der Scheidung wird dann nicht weniger groß sein. Darüber sollte sich der Künstler im Klaren sein.
Gibt es etwas, was PR-Leute im Umgang mit Künstlern auf keinen Fall tun sollten?
Vordergründigkeit! Klar, ein PR-Agent muss gut vernetzt und sehr präsent sein. Er sollte aber auch wissen, wann er sich zurückzunehmen hat und den Raum und die „Bühne“ seinem Künstler überlässt. Ein PR-Agent sollte auch nicht die Popularität seines Künstlers ohne Absprache für seine eigenen Zwecke ausnutzen.
Gibt es aus deiner Sicht einen Künstler/ eine öffentliche Person für die wirklich gute PR gemacht wird?
Ich fand damals die Öffentlichkeitsarbeit von Jeannette Biedermann tatsächlich beeindruckend – erst hat man sie als deutsche Britney Spears verkauft, dann, als sie etwas älter war, als Anastacia. Ich persönlich präferiere diese Vergleiche mit U.S. – Stars nicht, aber es hat funktioniert.
Es fasziniert mich auch immer wieder, wie Nachfrage nach Leuten geschaffen wird, die eigentlich keiner kennt.
Wirklich interessant finde ich aber, wie Personen -über die man privat so gut wie nichts weiß-, es schaffen, ausschließlich mit ihrer Arbeit das Interesse der Medien zu wecken (Beispiel Stefan Raab). Das ist es, was ich unter guter PR-Arbeit verstehe.
Aber es kommt natürlich immer auf das Produkt bzw. den Künstler an und auf das, was er mitbringt. Davon sollte abhängig gemacht werden, welche Strategie man fährt.
Kannst du ganz persönlich sagen, welches Unternehmen / welche Marke deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit leistet und warum,… was beeindruckt dich daran?
Mir hat die „Umparken im Kopf“-Kampagne von OPEL sehr gut gefallen. OPEL spielt dabei mit seinem Image und nutzt das Thema Vorurteile für sich. Das war intelligent, wirkte authentisch, hat hellhörig gemacht und hat meiner Meinung den Blick auf die Marke verändert.
Vielen Dank, Harriet!
2 Gedanken zu „PR für Schauspieler – worum es wirklich geht“