Wer mit TV-Promo erfolgreich sein möchte, sollte das lesen

Warum vorgefertiges Bewegtbildmaterial von Agenturen so gut wie nie verwendet wird, wie wichtig eine gute Location & eine tolle Optik für eine TV-Geschichte sind und was sie an Christian Audigier schätzt: Das und vieles mehr erzählt ProSieben-Frau Susanne Wennekers im Interview mit PRleben.

Susanne Wennekers CvD (Chefin vom Dienst) bei ProSieben „red!- Stars, Lifestyle & More“ Verena Bender PRleben

Susanne Wennekers CvD (Chefin vom Dienst) bei ProSieben „red!- Stars, Lifestyle & More“

Was genau ist dein Job und wie bist du dazu gekommen?

Ich bin CvD (Chefin vom Dienst) in der Redaktion „red!- Stars, Lifestyle & More“. Ich bin für die Planung der Sendung mitverantwortlich, betreue unsere Volontäre, betreue Events wie die Oscars mit, organisiere exklusive Promi- Drehs (z.B. Matthew McConaughey für unsere Oscarsendung) und drehe und schneide manchmal auch noch selber. Angefangen habe ich mit 19 Jahren mit einem Praktikum bei RTL Explosiv in München, habe dann mein Volontariat bei ProSieben / taff. absolviert und arbeite seit Beginn der Sendung (2008) bei red! Zuerst als Chefreporterin, seit 2011 als CvD.

Wie kommst du in deinem Job am häufigsten an gute Geschichten, Informationen? Social Media, Newsseiten im Netz, persönliche Kontakte, eigene Recherche…

Eigentlich ist es ein Mix aus allem: Zeitungsartikel, private Kontakte, wir entdecken interessante Persönlichkeiten oder News auf Instagram oder Facebook. Diese Quelle wird für uns immer wichtiger- weil mittlerweile die meisten Stars Social Media nutzen, um Neuigkeiten direkt an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Natürlich werden uns auch viele Interviews/ Drehs bei Events von PR Agenturen angeboten.

Was bedeutet für dich gute PR? Kannst du sagen, welche Eigenschaften ein guter PR-Mensch mitbringen sollte?

Ein guter PR-Mensch sollte die Bedürfnisse des Medienpartners kennen: welche Geschichte eignet sich für ein bestimmtes TV Format? Welche Prominenten sind für die Sendung relevant? Hat sein Kunde eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte vorzuweisen, die als Aufhänger für eine Geschichte dienen könnte? Wie viel Zeitaufwand bedeutet ein Dreh? Ist die Drehlocation geeignet? Die Kommunikation sollte beidseitig offen und ehrlich sein: was ist machbar? Was nicht? Ich freue mich immer, wenn ich merke: da hat sich der PR-Partner überlegt, ob ein Thema für uns relevant ist, und wie man es aufbereiten kann.

Kannst du dich an eine PR-Aktion erinnern, die du richtig gut fandest?

Der Meister in Sachen PR ist für mich immer noch „Ed Hardy“ Designer Christian Audigier. Er ließ sich hautnah von TV Teams begleiten- bei seinem 50. Geburtstag mit Stargästen wie Michael Jackson und Fergie- in seiner Villa in LA mit der ganzen Familie zur „Sweet 16“- Party seiner Tochter. Man bekam einen exklusiven Blick in die Arbeit UND das Privatleben des Designers. Audigier wusste ganz genau, was für Entertainment- Medien spannend ist: ein Mix aus Stars, Luxus und Erfolgsstory. Und er hat damit ganz nebenbei weltweit sein Label promotet. Teure Anzeigenkampagnen hatte er dadurch nicht nötig. Das habe ich so nie wieder erlebt.

Was sollte ein PR-Mensch im Job auf jeden Fall vermeiden? Gab es mal ein negatives PR-Erlebnis?

Ich denke, das größte Problem ist: manche PR-Leute wissen nicht, was die Grund-Bedürfnisse des Medienpartners sind!

Beispiel: ich hatte über eine PR-Agentur eine Homestory mit einem Designer angefragt. Als wir ins Apartment kamen, stellte sich heraus, dass dieses Apartment nur sehr selten benutzt wird, die Familie dort so gut wie nie lebt – im Kleiderschrank hing kein einziges Kleidungsstück und im Bad gab es noch nicht mal Zahnbürste oder Zahnpasta. Es sah dort aus wie in der –unbewohnten- Suite eines Hotels. Das wird so natürlich nie gesendet, hat Kosten verursacht und die Zeit aller Beteiligten vergeudet. Wenn der Designer zu einer echten Homestory nicht bereit ist, dann muss man das vorher sagen. Aber man kann nicht versuchen, einem Redakteur so etwas „unterzujubeln“ und denken, das wird schon irgendwie on air gehen.

Oder: eine PR Agentur bietet uns 45 Minuten Dreh mit dem CEO eines großen Social Media Unternehmens an, in einem Hotel. Ich frage nach, wo das Interview genau stattfinden soll. Beim Googeln der Hotelseite finde ich heraus: der Raum ist ein hässliches beige- graues Konferenz-Zimmer, mit einem riesigen Tisch und Stühlen drin, sonst nichts. Was soll man in so einem Zimmer bitte 45 Minuten lang drehen? Das entspricht weder unseren optischen Ansprüchen bei „red!“, noch wird der CEO eines lifestyligen Social Media Unternehmens damit glücklich sein. Seltsamerweise hat sich die PR-Dame hartnäckig gesträubt, eine andere Location zu organisieren, und erst nach ziemlicher Diskussion wurde eingewilligt, dass das Interview in einer schönen Suite mit Terrasse stattfindet. Für Print ist die Location ja egal- aber für`s Fernsehen einfach super wichtig.

Oft bieten PR Agenturen auch selber Material an, z.B. Making- of des Fotoshootings einer Werbekampagne mit einem Promi oder Star- Model. Leider können wir das Material so gut wie nie verwenden. Oft dreht sich das ganze Interview ausschließlich um das Produkt, wie toll das Shooting war, welche Ehre es für den Star ist, mit dem Unternehmen kooperieren zu dürfen ….etc. Das Material ist obendrein oft verfremdet, gerne künstlerisch in schwarz-weiß, keine Atmo zu hören, komplett Musik drauf. Da wird leider vergessen, dass nur ein Shooting an sich und Lobhudelei für ein Produkt keine Geschichte ist, und wir aus Material, das wie ein Musikclip angeliefert wird, keinen Beitrag schneiden können. Wir dürften so etwas auch gar nicht senden.

Du bekommst ja viele Angebote von PR-Menschen, welche Angebote sind dir am liebsten und womit kannst du gar nichts anfangen?

Am liebsten sind mir Angebote, die

  1. a)     berücksichtigen, ob Event & Gästeliste zu unserem Format passen
  2. b)     knapp und auf den Punkt gebracht formuliert sind
  3. c)     bei denen man mit dem PR-Partner offen darüber sprechen kann, was machbar ist und  was nicht

Nichts anfangen kann ich damit, wenn PR-Leute bei Terminen das Interviewbild wie eine einzige Werbefläche gestalten- z.B. mit einem ganzen Tisch voller Produkte neben/ hinter dem Prominenten. Das dürfen wir so nicht senden, weil Schleichwerbung. Kommt trotzdem immer wieder vor.

Welches Unternehmen / welche Marke leistet deiner Meinung nach richtig gute Öffentlichkeitsarbeit und warum,… was beeindruckt dich daran?

Ich finde, Louis Vuitton macht eine tolle Arbeit. Die Modenschauen sind immer großartige Events mit starker Promidichte. Aber auch mit der Fondation Louis Vuitton oder Aktionen wie zur Havanna Biennale liefert die Marke neben Schlagzeilen gleich einen ganz eigenen Kosmos und ein „LV Lebensgefühl“.

Könntest du dir vorstellen vom Journalismus in die PR zu wechseln? Warum /warum nicht?

Grundsätzlich schon. Klar gäbe es da unheimlich viel zu lernen- aber es ist sicher ein Vorteil, wenn man aus eigener Erfahrung weiß, was sich Medien wünschen.

Vielen Dank, liebe Susanne!

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